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Der Zorn der Zipfelmützen

Von Christina Böck

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Jetzt hat es endlich auch einmal Rankweil in die internationalen Medien geschafft. Und zu Recht. Ein solch frevelhaftes Verbrechen muss in die Welt hinausgetragen werden. Es handelt sich immerhin um das Kidnapping von 400 wehrlosen Kleinwüchsigen. So viele Gartenzwerge vermisst die SPÖ Vorarlberg nämlich - sie waren Wahlwerbeträger. Die SPÖ verdächtigt die ÖVP als Delinquenten. Aber kann es eine so simple Lösung für CSI Ländle geben? Wohl kaum. Hat man denn in Vorarlberg noch nie von der "Gartenzwerg-Befreiungs-Front" gehört? Die wurde in den 90ern in Frankreich gegründet. Ihr Ziel ist es, Gartenzwerge aus ihrer Kleingarten-Sklaverei zu befreien. Blanker Aktionismus ist der Front nicht fremd: 1998 wurden elf gestohlene Zwerge an einer Brücke aufgeknüpft, im Abschiedsbrief stand: "Wenn ihr diese Worte lest, werden wir nicht mehr Teil eurer egoistischen Welt sein, in der wir nur Dekoration sind!" Nimm das, Schrebergärtner.

Die selbstbestimmten Gartenzwerge haben es ja zum Beispiel auch längst in die Filmkunst geschafft, in "Die fabelhafte Welt der Amélie" darf einer eine Weltreise machen. Wer also in diesen Zeiten der Selbstermächtigung der Rasenbehübscher immer noch glaubt, er könne die Zwerge an Laternenmasten fesseln und als Werbeträger ausbeuten, hat Glück, wenn die zornigen Zipfelmützen nur abhauen. Und kauft sich für die Zukunft sicherheitshalber das Buch "Wie man eine Gartenzwerg-Attacke überlebt" von Chuck Sambuchino. Einem Autor, der davon überzeugt ist, dass die Gartenzwerge brutal die Weltherrschaft an sich reißen wollen.