Management hält Abfindungshöhe von 50 Cent pro Aktie für großzügig. | Gesamtwert des Unternehmens bei minus 207 Mio. Euro. | Wien. Studentenproteste hat es keine gegeben. Davon war zwar, da es sich um eine außerordentliche Hauptversammlung der AUA handelte, nicht auszugehen. Aber immerhin fanden sich im Austria Center aufgrund der Verlegung von Vorlesungen wegen der Audimax-Besetzung deutlich mehr Studenten ein als AUA-Aktionäre.
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Für feinsäuberliche Trennung war aber gesorgt, mittels Infoständern wurden die Studenten freundlich darauf hingewiesen, dass sie im Bereich der AUA-Hauptversammlung nichts zu suchen haben. Dort ging es aber auch ohne Studenten alles andere als protestfrei zu. Einziger Tagesordnungspunkt der Hauptversammlung war der Beschluss über den Squeeze-out des verbliebenen Streubesitzes der von der Lufthansa übernommenen Fluglinie. Dabei kann ein Einzelaktionär, sobald er mehr als 90 Prozent der Stimmrechte besitzt, ein Unternehmen mittels Zwangsabfindung der übrigen Anleger komplett übernehmen.
Dass dies passiert, stand schon vor der langwierigen Sitzung (bei Redaktionsschluss noch im Gang) fest. Für die Lufthansa kam nur eine ganzheitliche Übernahme der AUA infrage, da sie einen "voll konsolidierten europäischen Konzern" will, mit dem man "alle Integrationsvorteile" und Synergien heben könne, wie der Aufsichtsrat in seinen Statements erklärte. Dazu will sich der Gesamtkonzern auch die Kosten der Börsenotierung in Wien sparen, die voraussichtlich Mitte Jänner beendet wird. Die Proteste des verbliebenen Streubesitzes entzündeten sich daher vor allem an der geplanten Höhe und der Art und Weise der Zwangsabfindung.
"Aktionäre werden mit nassen Fetzen verjagt"
Jenen Aktionären, die das Lufthansa-Angebot von 4,49 Euro je Aktie nicht angenommen haben, will der Konzern nun lediglich 50 Cent pro Aktie zahlen. Das wird damit begründet, dass der tatsächliche Wert der AUA laut Vorstand derzeit bei minus 2,43 Euro je Aktie liegen würde (insgesamt 207 Mio. Euro). "Rein rechtlich könnten wir die Anteile ohne Gegenwert oder um einen Cent übernehmen", erklärte AUA-Aufsichtsrat Michael Niggemann. Es wäre äußerst schwierig, einen Preis von mehr als einem Cent zu rechtfertigen, so Niggemann.
Die verbliebenen Anleger sahen das naturgemäß anders. Wilhelm Rasinger, Chef des Interessenverbandes für Anleger, sprach von einer "überzogenen Bestrafung der Aktionäre, die mit dem Unternehmen jahrelang mehr durch dünn als durch dick gegangen sind". Er betonte allerdings, dass es für die Anleger am besten gewesen wäre, das erste Angebot anzunehmen. Viele seien aber uninformiert oder naiv gewesen, so Rasinger, und würden nun mit "nassen Fetzen aus dem Unternehmen gejagt", während Ex-Vorständen der Hintern vergoldet worden sei.
Die anwesenden Kleinanleger schlugen in die selbe Kerbe. Kurt Berger etwa wollte vom Vorstand wissen, "ob sie so ein schäbiges Angebot überhaupt notwendig haben". Er habe nach vielen dürren Jahren darauf vertraut, dass "die Lufthansa was daraus macht".
Nun bleibt den Aktionären nur noch eine gerichtliche Überprüfung des Abfindungspreises, was kritische Anleger wie Alexander Proschofsky und Rupert-Heinrich Staller bereits angekündigt haben. Sie hoffen zu einem späteren Zeitpunkt auf mehr Geld, eine derartige Überprüfung kann sich allerdings über Jahre ziehen. An der Börse notierte die AUA-Aktie am Mittwoch bei 2,25 Euro.