Im Laufe der Jahrhunderte haben modische Strömungen nicht nur Bekleidung, Frisuren, Möbel und Architektur erfasst, sondern auch Gärten und Parks. Das hat sich bis heute nicht verändert.
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Für die Wassergärten Arabiens, die formalen Gärten des Barock oder die englischen Landschaftsgärten galten strenge Gestaltungsvorgaben, andere Stilarten gab es daneben nicht. Denn weder Gemüsegärten noch wild wuchernde Blumenwiesen wurden auch nur im Entferntesten als Garten betrachtet. Heute sieht das ganz anders aus - vom minimalistischen Designergarten mit Kies- und Rasenflächen und nur wenigen Pflanzen über den Bauerngarten mit vielen Stauden, Obstbäumen und Gemüsebeeten bis hin zu kaum im Zaum gehaltener Natur pur findet sich jede nur erdenkliche Variante. Je nachdem, was der Gartenbesitzer wünscht bzw. was sich im Hinblick auf die Lage des Gartens, Boden- und Lichtverhältnisse und die für die Pflege zu erübrigende Zeit eben machen lässt. Dennoch gibt es auch hinsichtlich der Gartengestaltung Trends, die vielfach von den großen Messen in England, Deutschland und der Schweiz, aber auch bekannten Garten- und Landschaftsarchitekten vorgegeben werden. Und die wiederum holen sich nicht selten Anregungen aus der Modeindustrie . . .
Am einfachsten ist es natürlich, wenn sich der Garten dem Gestalter quasi jungfräulich darbietet und der Besitzer möglichst genaue Vorstellungen von seiner künftigen grünen Oase hat. Doch auch bestehende Anlagen können mit mehr oder weniger großem Aufwand und entsprechenden Mitteln zu neuem oder zumindest anderem Leben erweckt werden.
Nur wenige Änderungen. Die Trends besonders des vergangenen Jahres scheinen bei vielen (künftigen) Gartenbesitzern auf fruchtbaren Boden gefallen zu sein, denn heuer sieht Johannes Gold, Gartengestalter und Geschäftsführer von Greentec, keine großen Veränderungen: "Der Trend zum verlängerten Wohnzimmer im Garten ist ungebrochen, bequeme, ansprechende Loungemöbel werden weiterhin geschätzt. Aber auch die Küche wandert bei Schönwetter quasi ins Freie, mobile, bei entsprechendem Platzangebot auch gemauerte Outdoor-Küchen erfreuen sich weiterhin großer Beliebtheit." Dazu passen natürlich Kräuter, die in Töpfen, Kisten oder Beeten in unmittelbarer Nähe zur Kochstelle gepflanzt und im Bedarfsfall frisch geerntet werden.
Was die grundsätzlich Ausrichtung des Gartens betrifft, so bleibt der architektonische Stil weiterhin aktuell, er wird aber etwas wohnlicher: "Der minimalistisch-formale Garten tritt ein wenig in den Hintergrund, er wird zumindest aufgelockert. Die großen Kiesflächen mit einer auffälligen Solitärpflanze in der Mitte weichen größeren Rasenflächen mit in Gruppen angeordneten Gräsern und Stauden", weiß Frank Timmermann, Landschaftsarchitekt und Prokurist bei Grünbau Jakel, um die diesjährigen Veränderungen. Dieses Konzept bietet jedenfalls einen Rahmen, der über Jahre hinweg seine Gültigkeit behält und mit wenig Aufwand immer wieder ein wenig verändert werden kann: "Akzente werden mit Accessoires gesetzt, das reicht von Blumentöpfen oder -kisten über Sitzkissen bis hin zu dekorativen Objekten. Mit diesen Dingen kann man auch der Schnelllebigkeit von Farben besser folgen", betont Gold. Heuer sind besonders Apfel- und Grasgrün gefragt, aber auch kräftiges Gelb und ein ins Violett gehendes Bordeauxrot rangieren auf der Beliebtheitsliste ganz oben. Die klassischen Farben Grau oder Sand bleiben weiterhin en vogue.
Pflanzenlieblinge. Besonders bei
Gehölzen oder Bäumen gibt es kaum kurzlebige Trends, hier wird meist nur dann etwas verändert, wenn eine Pflanze zu groß geworden ist: "Was vor 30 oder 40 Jahren an Nadelbäumen gepflanzt wurde, sägen wir jetzt oft wieder um. Für die meisten Gärten sind Fichten und Tannen einfach zu hoch und zu ausladend, und da sie im Winter keine Nadeln verlieren, gibt es zu viel Schatten im Garten", weiß Johannes Gold um die Beweggründe für das Auslichten. Auch Frank Timmermann sieht einen starken Trend zu Laubbäumen: "Wir werden sehr oft nach Bäumen mit schirmförmigen Kronen und großen Blättern gefragt. Diese werden gerne als Schattenspender im Sommer und als Ersatz für Sonnensegel, die mittlerweile etwas aus der Mode kommen, verwendet. Im Winter, wenn das Laub abgefallen ist, hat man genug Licht in den Wohnräumen und auch der Garten wirkt insgesamt heller." Ein beliebter Solitärbaum, der je nach Sorte auch gut in kleine Gärten passt, ist der Ahorn, der durch sein Farbenspiel im Herbst ein zusätzlicher Blickfang ist.
Der Buchs hat seinen schlechten Ruf als Friedhofsstrauch längst verloren, als Beeteinfassung, Hecke oder in Form geschnittenes Zierelement findet man ihn in nahezu jedem Garten.
Neben den schon erwähnten Kräutern herrscht auch nach Gräsern weiterhin große Nachfrage, doch statt in Einzelpflanzung findet man sie nun oft in Gruppen angeordnet oder in Kombination mit Blütenstauden oder Zwiebelblumen wie der Iris. "Insgesamt soll der Eindruck jedenfalls naturhaft sein, wohl aber durchdacht und geordnet", betont Timmermann. Gold bemerkt auch einen verstärkten Trend zu Mittelmeer-Gärten: "Abgesehen vom Dauerbrenner Lavendel sollen Oliven, Zypressen, immergrüne Magnolien und sogar Palmen den Urlaub im Süden vermitteln. Die Experimentierfreude mit Pflanzen, die in unserem Klima eigentlich nicht heimisch sind, steigt deutlich merkbar."
Wasser marsch! Ungebrochen ist der Wunsch nach Wasser im Garten. Vom kleinen Seerosenbecken über einen sanft plätschernden Bachlauf oder einen Quellstein bis zum großen Schwimmteich sind der Fantasie kaum Grenzen gesetzt. Selbst in Mini-Gärten lässt sich das Element Wasser problemlos integrieren. Immer beliebter wird der Natur-Pool, der besonders in städtischen Ballungszentren immer stärker nachgefragt wird: "Ein Schwimmteich sollte mindestens 100 m² Wasserfläche haben, damit die Selbstreinigung durch die am Rand gesetzten Sumpf- und Wasserpflanzen funktioniert. Diesen Platz gibt es aber zum Beispiel in Wien kaum. Der Natur-Pool dagegen braucht keine große Wasserfläche, 40 m² reichen da aus, und er ist leicht zu pflegen", erklärt Timmermann. Gold bringt es auf den Punkt: "Ein Natur-Pool braucht zwar viel Technik, aber dafür keine Chemie." Und ist somit für Mensch und Hund geeignet?…
Ein solcher Pool verlangt auch nach einer Umrandung aus natürlichen Materialien. Dafür wird gerne Holz verwendet, das mit Naturstein kombiniert wird. "Auch Gartenterrassen werden gerne in dieser Art gestaltet", weiß Timmermann. Das Holz muss natürlich witterungsbeständig und robust sein, Wert wird jedoch auch auf Nachhaltigkeit gelegt: "Tropenhölzer kommen nicht mehr in Frage."
Eine Einheit. Wichtig ist es sowohl Gold als auch Timmermann, den Stil des Hauses und den des Gartens aufeinander abzustimmen: "Ein romantischer Landhausgarten passt einfach nicht zu einem glatten Designerhaus, doch die meisten Leute sind sich dessen zum Glück sowieso bewusst." Manchmal ist allerdings ein Stilbruch - zumindest in einem gewissen Rahmen - durchaus Absicht.
Unterschiede in der Gartengestaltung gibt es auch je nach Wohngebiet: "Im städtischen Bereich bzw. in dessen engerer Umgebung lassen sich die Menschen gerne ihre Gärten von Professionisten gestalten, im ländlichen Raum wie etwa im Waldviertel machen das die Leute selbst. Dort findet man kaum Designergärten - die würden ja auch überhaupt nicht zu den Häusern passen", sagt Johannes Gold. Hat sich allerdings ein Wiener einen modernen Zweitwohnsitz am Land gebaut, dann ist auch der Garten eher im formal-architektonischen Stil gehalten: "Das entspricht dann zwar nicht der natürlichen Landschaft rundherum, aber immerhin bilden Haus und Garten eine Einheit", sind sich die beiden Gartengestalter einig. Am allerwichtigsten ist aber in jedem Fall, dass die grüne Oase dem Besitzer gefällt?…
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