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Des Kaisers schwierige Suche nach Frieden

Von WZ-Korrespondent Martin Fritz

Politik
Seit 20 Jahren sitzt Akihito auf dem Chrysanthemen-Thron. Derzeit kämpft der Monarch aber mit den Mühen des Amtes und seiner angeschlagenen Gesundheit. Foto: reu

Japans Tenno feiert 20-jähriges Thronjubiläum. | Versöhnungsgesten gelten als größte Leistung Akihitos. | Tokio. Seit genau zwanzig Jahre herrscht "Frieden" - Heisei - in Japan. So lautet das offizielle Regierungsmotto von Kaiser Akihito, der am 7. Jänner 1989 den Chrysanthemen-Thron be stieg. Nach japanischer Zeitrechnung befindet sich das Land deshalb im Jahr Heisei 21. Das zwanzigjährige Thronjubiläum wird jedoch offiziell nicht gefeiert. Ein Grund sind Gesundheitsprobleme des Monarchen, der am Tag vor Weihnachten 75 Jahre alt wurde, eine Krebserkrankung hinter sich hat und auf Grund von Stresserscheinungen wie Magen- und Darmblutungen weniger arbeiten soll.


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Nicht mehr Gottkaiser

Akihitos große Leistung dieser zwei Jahrzehnte besteht wohl in seinem Versuch, das Friedens-Motto mit Inhalten zu füllen. Als erster Tenno in der langen Geschichte der Kaiserdynastie hat Akihito China besucht, um seinen Willen zur Versöhnung mit dem Reich der Mitte auszudrücken, das von Japan im Zweiten Weltkrieg überfallen wurde. Sein Bedauern über die japanischen Kriegsverbrechen, die sein Vater Hirohito zu verantworten hatte, fiel allerdings schwach aus. Zudem stattete der Kaiser anlässlich des 50. und 60. Jahrestages der Kapitulation verschiedenen Kriegsstätten in Japan einen Besuch ab. "Es ist meine aufrichtige Hoffnung, dass sich die Kriegskatastrophe nie wiederholt", erklärte Akihito bei diesen Anlässen.

Trotz dieses Engagements sind die Nachbarstaaten und einstigen Kriegsopfer Japans mit dem Kaiser unzufrieden geblieben. "Er hat versucht, ein relativ liberales Profil zu zeigen", erklärt Professor Sven Saaler von der Sophia-Universität in Tokio. "Aber er wurde dafür kritisiert, dass er nur die Kriegsstätten aufsuchte, wo die Japaner quasi Opfer wurden, nämlich Hiroshima, Nagasaki und Okinawa."

Eine andere große Herausforderung für Akihito war der Wandel der Kaiserrolle. Sein Vater Hirohito wurde noch als Gottkaiser verehrt, aber nach dem Krieg zu einem Symbol des japanischen Staates ohne jede Macht herabgestuft. Akihito versuchte die neue Rolle durch mehr Volksnähe zu füllen. Immer wieder drückte er sein Mitgefühl für die einfache Bevölkerung und die besonders Hilfsbedürftigen aus. So besuchte er die Opfer von Naturkatastrophen und kniete sich zu ihnen auf den Boden. Dafür wurde er von Konservativen kritisiert. Ihrer Meinung nach sollte der Kaiser ein "Okami" bleiben - das Wort steht zugleich für "Gott" und "oben".

Probleme in der Familie

Trotz seiner Anstrengungen ist das Interesse der Öffentlichkeit an Akihito und seinen Aktivitäten gering geblieben. "Die Bedeutung der kaiserlichen Familie hat sich gewandelt", meint Tenno-Expertin Junko Ando vom Deutschen Institut für Japanstudien in Tokio. "Ihre Mitglieder werden fast so behandelt wie prominente Schauspieler und haben nicht mehr diese Autorität und Aura, die man als Kaiser früher präsentiert hat."

Das Image Akihitos hat in den letzten Jahren auch unter einem Streit innerhalb der Kaiserfamilie um den Umgang mit Kronprinzessin Masako gelitten. Die frühere Diplomatin leidet seit fünf Jahren an Depressionen, offenbar, weil sie sich im Kaiserhaus nicht gut behandelt fühlt und mit dem Druck kämpft, der Familie einen männlichen Thronfolger zu gebären.

Inzwischen scheint der Kaiser allerdings erkannt zu haben, dass er die Kluft zu Kronprinz Naruhito überwinden muss. An seinem Geburtstag vor zwei Wochen ließ der Monarch das Volk in einer Erklärung wissen, dass er und seine Gemahlin hofften, das Kronprinzenpaar unterstützen zu können. Er wünsche seinem ältesten Sohn und Thronfolger und dessen Frau Masako, die in der Zukunft "gewichtige Positionen" übernähmen, aufrichtig Gesundheit.