Der republikanische Präsidentschaftsanwärter Donald Trump ist bekennender Fan von Wladimir Putin.
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Washington. Die Kulisse: martialisch. Kampfjets im Hintergrund des zum Fernsehstudio umfunktionierten Unterdecks des Flugzeugträgers "Intrepid", Veteranen im Publikum, die Musik fast schon wagneresk. So inszenierte der US-Fernsehsender NBC den Auftritt der beiden Präsidentschaftskandidaten Hillary Clinton und Donald Trump am Mittwochabend in New York. Die Kandidaten sollten bei ihren Fernsehauftritten unter Beweis stellen, dass sie geeignete Oberbefehlshaber der US-Streitkräfte sind.
Donald Trump ließ vor der Kamera einmal mehr mit seiner Bewunderung für den russischen Präsidenten Wladimir Putin aufhorchen: An Putin schätze er, dass dieser "sehr starke Kontrolle über sein Land hat", sagte Trump.
Putin sei US-Präsident Barack Obama an Führungskraft weit überlegen, sagte Trump. Russland habe zwar "ein ganz anderes System, und ich mag dieses System nicht besonders", "aber in diesem System ist er der klare Anführer - sehr viel mehr, als unser Präsident ein Anführer war." Und Putin liege in den Umfragen bei 82 Prozent Zustimmung. US-Präsidentschaftskandidatin Hillary Clinton sagte, es sei "beängstigend", dass Trump Putin mehr Führungsqualitäten als Obama zuspreche.
Sein Vorgänger als republikanischer Präsidentschaftskandidat vor vier Jahren, Mitt Romney hatte Russland noch für die "größte geopolitische Gefahr" für Washington gehalten. Trump ist nun der pro-russischste Präsidentschaftskandidat seit dem Ende des Kalten Krieges. Putin hat sich für die erwiesene Ehre seinerseits revanchiert und den New Yorker Immobilien-Milliardär und gescheiterten Casino-Magnaten als "außergewöhnlichen Mann" gepriesen.
Trump ist ein Jackpot für Putin
Für Putin ist Trump ein Jackpot: Trump kümmert sich nicht allzu sehr um Demokratie und Menschenrechte, verfolgt eine isolationistische Politik und sieht in der Annexion der Krim durch Russland kein größeres Problem. Zudem hat er in einigen Kommentaren wichtige Alliierte verprellt, indem er Zweifel an den militärischen Beistandsverpflichtungen durch die USA erkennen ließ.
Die USA verdächtigen Russland bereits seit einiger Zeit, den Westen mit Geheimdienstmethoden destabilisieren zu wollen: Im August lud Moskau Vertreter nationalistischer und separatistischer Kräfte ein, in der Hoffnung, eine internationale anti-liberale Koalition zu schmieden.
Die US-Geheimdienste sind seit Längerem auch wegen russischer Störmanöver im US-Präsidentschaftswahlkampf alarmiert. So soll eine Cyberattacke auf das Computersystem der Demokratischen Partei auf das Konto russischer Hacker gegangen sein. Alexander Klimburg, ein österreichischer Cyber-Security-Experte beim Atlantic Council und Autor des im Mai 2017 erscheinenden Buches "The Dark Web", wird in der aktuellen Ausgabe des US-Magazins "Newsweek" mit der Analyse zitiert, dass russische Dienste mit jenen Hackergruppen, die den Cyber-Einbruch auf die Demokraten verübt haben, in Verbindung stehen.
"Wir haben ein beispielloses Eindringen [in das Computersystem der Demokratischen Partei] erlebt und damit den Versuch, unseren politischen Prozess zu beeinflussen oder zumindest zu stören", wurde Adam B. Schiff, demokratischer Abgeordneter und Mitglied des Geheimdienstausschusses des US-Kongresses, vor einigen Tagen in der "Washington Post" zitiert.
Trump hatte, nachdem die Cyber-Spionage Affäre aufgeflogen war, Ende Juli "im Scherz" die russischen Geheimdienste aufgefordert, auch die privaten E-Mails seiner Rivalin Hillary Clinton auszuspähen. "Russland, wenn ihr gerade zuhört: Ich hoffe, ihr seid in der Lage, die 30.000 E-Mails [von Hillary Clinton] zu finden, die noch fehlen." Das würde sicher bei der US-Presse auf großes Interesse stoßen, so Trump.
Trump wurde nach dieser umstrittenen Wortmeldung in bissigen Kommentaren als "Kandidat des Kreml" kritisiert. Dass zur selben Zeit ruchbar geworden ist, dass Donald Trumps (mittlerweile zurückgetretene) Wahlkampfchef Paul Manafort 12,7 Millionen Dollar von prorussischen Kräften erhalten hat und zuvor als Berater des 2014 gestürzten ukrainischen Präsidenten und Putin-Freundes Wiktor Janukowytsch tätig war, war nicht gerade geeignet, die Kritik zu neutralisieren.
Die US-Presse nahm auch Trumps Wirtschaftskontakte mit Russland unter die Lupe und stieß dabei auf Aras Agalarov, einen aus Baku, Aserbaidschan, stammenden Immobilienentwickler, den Trump im Jahr 2013 dafür bezahlt hat, dass er den Schönheitswettbewerb "Miss Universe" nach Moskau bringt. Trump war im November 2013 zum Schönheitswettbewerb angereist - nicht zuletzt in der Hoffnung, Wladimir Putin in Moskau zu treffen - und unterzeichnete einen Vertrag zum Bau eines Trump Tower in Moskau (Putin sagte damals in letzter Minute ab und aus dem Turmbau wurde bisher ebenfalls noch nichts).
Schelte von Barack Obama
US-Präsident Obama hat Trump nach dessen erneuten Ehrbekundungen für Putin die Eignung für das höchste Staatsamt abgesprochen. "Ich denke nicht, dass dieser Mann qualifiziert ist, Präsident der Vereinigten Staaten zu sein, und jedes Mal, wenn er spricht, wird diese Meinung bestätigt", sagte Obama.