)
Stanislaw Dziwisz erweist dem Papst am Freitag einen letzten Dienst: Der langjährige Privatsekretär von Johannes Paul II. legt zu Beginn der Exequien ein Seidentuch über das Gesicht des Toten und spricht ein Gebet, ehe der Sarg geschlossen wird. Danach muss des Papstes treuer Diener die Gemächer im Vatikan verlassen - so bestimmt es die 1996 verabschiedete Konstitution "Universi Dominici Gregis".
Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 19 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.
Mehr als 40 Jahre lang stand Erzbischof Dziwisz dem Papst in allen persönlichen Dingen zur Seite. Jetzt müssen die päpstlichen Zimmer im Vatikan von allen persönlichen Dingen des Verstorbenen geräumt und versiegelt werden, damit dann der ab 18. April zu wählende Nachfolger einziehen kann. Dziwisz sei schon dabei, seine Koffer zu packen sowie seine Bücher und persönliche Habe zu sichten, sagte ein Freund.
Weil der Name des Erzbischofs (auszusprechen wie "Dschiwisch") für Italiener nicht ganz einfach ist, wurde er im Vatikan immer nur "Don Stanislaw" genannt. "Er ist sehr, sehr traurig und fühlt sich etwas verloren", sagt sein Freund Bischof Szcepan Wesoly. Als Beigeordneter Präfekt des Päpstlichen Hauses hat Dziwisz ein zweites Amt. Er muss aber den Vatikan verlassen und eine Wohnung am Rand der Stadt beziehen.
Es gehört zur Tradition der Kirche, dass die päpstlichen Sekretäre nach dem Tod ihres Chefs in den Hintergrund treten. Schon lange aber wird vermutet, dass Johannes Paul Dziwisz zum neuen Erzbischof von Krakau erheben wollte, sobald dieses Amt frei wird. Eine Entscheidung darüber liegt nun beim Nachfolger von Johannes Paul II. Als Belohnung für seine Dienste weihte Johannes Paul seinen Sekretär erst zum Bischof und erhob ihn 1998 auch zum Erzbischof.
Zusammen mit Dziwisz müssen auch die fünf polnischen Nonnen die päpstlichen Gemächer verlassen, die seit 1978 Johannes Paul begleitet haben und zusammen mit Dziwisz gewissermaßen dessen Familie gebildet haben.