Eine überwältigende Mehrheit von 78,9 Prozent der Österreicher befürwortet die Einführung des Englischunterrichtes als Pflichtfach ab der ersten Klasse Volksschule. Das geht hervor aus einer im Auftrag der "Wiener Zeitung" vom Institut für angewandte Tiefenpsychologie (ifat) durchgeführten Umfrage.
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Immerhin 17,4 Prozent der vom ifat Befragten akzeptieren Englisch als Freifach ab der ersten Schulstufe. Nur eine verschwindende Minorität von 2,5 Prozent will überhaupt keinen Englischunterricht in der Volksschule, 1,2 Prozent erst ab der dritten Schulstufe.
Das eindeutige Meinungsbild ergibt sich unabhängig von Alter und Geschlecht. Auf eine eindeutige Präferenz schließen lässt das Bildungsniveau: Je gebildeter die Befragten, umso eher können sie sich für Englisch in der Volksschule erwärmen. Von den Befragten mit Hochschulabschluss sind 81,48 Prozent dafür, jene, die Matura haben, zu 80,26 Prozent. Von den Befragten ohne Matura äußerten sich 75,86 Prozent positiv.
Ein ähnlicher Trend ergibt sich im Hinblick auf die Einkommenshöhe: Die Zustimmung steigt mit der Höhe des Einkommens. Besserverdienende (zwischen 41.000 und 45.000 Schilling) stimmen dem Englischunterricht in der Volksschule absolut (100 Prozent) zu. Am geringsten ist die Zustimmung bei Arbeitnehmern, die weniger als 10.000 Schilling verdienen (74,51 Prozent). Einkommensbezieher zwischen 20.000 und 30.000 Schilling sind zu rund 80 Prozent dafür.
Erst mit dem 1998 beschlossenen Schulpaket (mit u.a. Neuordnung der Schuleingangsphase, Ergänzung der Ziffernnote durch eine verbale Leistungsbeurteilung) wurde der frühe Fremdsprachenunterricht eingeführt. Möglich sind Englisch, Französisch, Italienisch oder eine der Minderheitensprachen (Slowenisch in Kärnten bzw. Kroatisch im Burgenland), wobei Englisch überwiegt. Was einige Schulen bereits als Schulversuch praktizierten, wurde als Pflichtgegenstand ohne Note in das Regelschulwesen übernommen. Bis zum Schuljahr 2003/2004 müssen alle Volksschulen mitgezogen haben. Schon jetzt machen nach Angaben des Bildungsministeriums von den österreichweit 3.400 Volksschulen mehr als 90 Prozent mit. Bei den Lehrern stieß die Neuerung anfangs auf geteilte Zustimmung. "Warum soll ich plötzlich Englisch unterrichten? Wollte ich das, hätte ich gleich Englisch studiert", äußerten sie vereinzelt ihren Unmut. Neben der Ausbildung an der Pädagogischen Akademie haben Lehrer die Möglichkeit, sich am Pädagogischen Institut oder im Selbststudium das nötige Know-how anzueignen. Christa hat zum Beispiel einige Jahre in Neuseeland gelebt und beherrscht Englisch gleich einem "native speaker". Mitunter ist man sich auch behilflich, indem ein Lehrer zwei Klassen gleichzeitig unterrichtet und der andere Kollege etwa den Musikunterricht übernimmt. Lehrer der Sekundarstufe wünschen sich allerdings einheitlichere Standards und eine verstärkte Kooperation mit den Volksschullehrern.
Der "integrativ" geführte Fremdsprachenunterricht kommt bei den Sprösslingen gut an. Ob sie nun kindgerechte Songs singen und anschließend Vokabeln auswendig lernen oder in Turnen die Anweisungen auf Englisch erhalten - der "spielerische" Fremdsprachenunterricht macht einfach mehr Spaß als das bloße Pauken. Nur eine halbe Stunde Unterricht pro Woche sei wenig, finden betroffene Eltern. "Es könnte ruhig mehr sein."