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Eine am Dienstag präsentierte Studie über den Entwicklungsverlauf risikogeborener Kinder zeigte, dass 70 Prozent der Frühgeborenen nach zwei Jahren eine altersentsprechende Entwicklung aufweisen. Gesundheitsstadtrat Sepp Rieder sieht damit einen positiven Trend bestätigt: "Die Verbesserungen in der Geburtshilfe in Wien haben zu einem Rückgang der Spätfolgen geführt." Kritik übte Rieder allerdings an der Bundesregierung, die das Gesundheitswesen kaputt spare.
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"Über einen mehrjährigen Zeitraum wurden die frühgeborenen Kinder begleitet und betreut", erläuterte die Autorin, Christina Kohlhauser-Vollmuth den Inhalt der Studie. Die Ergebnisse zeigen, dass 87 Prozent der Ein- bis Zweijährigen keine oder nur geringe Auffälligkeiten in ihrer neuromotorischen Entwicklung zeigen.
Bei den psychologischen Tests wurde bei mehr als 70 Prozent der Kinder eine normale Entwicklung festgestellt. Mit diesen erfreulichen Ergebnissen liege Wien im internationalen Vergleich im sehr guten Mittelfeld, so Kohlhauser-Vollmuth.
Ebenfalls untersucht wurde das soziale Umfeld der Kinder. Bisher wurde davon ausgegangen, dass "Frühchen" vorwiegend bei sozial schwächeren Familien vorkommen. Die Ergebnisse beweisen nun, dass 67 Prozent der Eltern über eine höhere Schulausbildung verfügen und zwei Drittel ihre finanzielle Lage als "ausreichend" beschrieben.
Das erfolgreiche Konzept, das die Stadt Wien bereits seit Jahren bei Frühgeburten verfolge, werde durch die Studie bestätigt, so der Gesundheitsstadtrat. Ziel der Strategie sei eine möglichst frühzeitige Erkennung des Frühgeburtenrisikos. Damit kann die Mutter auf die Geburt vorbereitet werden. Weiters soll die Geburt in eines der drei Perinatalzentren verlagert werden. Diese speziell für Risikogeburten eingerichteten Spitäler sind das AKH, das Donauspital und das Wilhelminenspital. Die Frühgeborenen können so entsprechend ihren Bedürfnissen behandelt werden. Ausserdem wird den Eltern eine beratende Betreuung angeboten.
"Antireform" der Regierung
Die geplanten Einsparungen der Regierung auf dem Gesundheitssektor bezeichnete Rieder als "Antireform". Unter dem Titel "Geschwindigkeitsrausch" hinterlasse die Regierung in ihrer schludrigen Oberflächlichkeit nur Fehler.
Massive Kritik übte Rieder an den Änderungen bei den Ambulanzgebühren, da weder Kinder noch chronisch Kranke berücksichtigt wurden. In Zukunft werden nur mehr jene von der "Strafambulanzgebühr" befreit, die mit lebensbedrohlichen Krankheiten oder Verletzungen ins Spital kommen. Anlass für Kritik waren auch die Kürzungen bei der Bundesabgeltung für den klinischen Mehraufwand, die Wien nicht übernehmen kann.
"Wir werden also Leistungen zurücknehmen müssen", so Rieder. Konsequenzen werde man daher bei den Turnusplätzen ziehen. Derzeit stellt Wien, wo insgesamt ein Drittel aller Plätze angeboten werden, mehr Turnusplätze zur Verfügung als gesetzlich vorgeschrieben.