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Deutsch-französische Panzer sollen rollen

Von Sabine Siebold / Marine Pennetier / Gerald Jatzek

Wirtschaft
Der deutsche Jaguar (Bild) trifft auf den französichen Panzer Leclerc.
© KMW

Krauss-Maffei und Nexter bald ein Konzern.


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In dem Roman Der Sommer der lachenden Kühe beschreibt Arto Paasilinna die Begegnung eines demenzkranken Finnen mit japanischen Touristen in einem Panzermuseum. Die Verständigung ist einfach, denn, so der Autor, jederman weiß. dass die internationale Verständigungssprache der Panzerfreunde Deutsch ist.

Das könnte sich bald ändern, denn Panzerhersteller Krauss-Maffei Wegmann (Deutschland) und Nexter (Frankreich) wollen fusionieren. Laut einer Mitteilung gaben die Unternehmen am Dienstag in Paris eine Grundsatzerklärung für einen Zusammenschluss bis 2015 unterzeichnet.

Angesichts schrumpfender Wehretats steht die Branche in Europa seit Jahren unter Konsolidierungsdruck, um sich gegen Großkonzerne zu behaupten. Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel hatte zuletzt eine Beschränkung der deutschen Rüstungsexporte angekündigt, die vor allem Panzer und Kleinwaffen wie Sturmgewehre treffen soll.

Durch den Zusammenschluss  soll ein Wehrtechnikkonzern mit annähernd zwei Milliarden Euro Jahresumsatz, einem Auftragsbestand von rund 6,5 Milliarden Euro und mehr als 6000 Mitarbeitern entstehen. KMW baut unter anderem den Kampfpanzer Leopard. Ein milliardenschwerer Exportantrag für das Kampfgefährt nach Saudi-Arabien ist in Deutschland ist jedoch umstritten und liegt beim Wirtschaftsministerium auf Eis.

Bisher machten sich die Rüstungskonzerne diesseits und jenseits des Rheins kräftig Konkurrenz: Erst im April 2013 setzte sich KMW im Ringen um einen milliardenschweren Panzer-Auftrag aus Katar gegen die französische Konkurrenz durch. Das Familienunternehmen wird nun 62 Kampfpanzer des Typs Leopard 2 und 24 Panzerhaubitzen in den Wüstenstaat liefern. Auch Saudi-Arabien hat Interesse an über 200 Leopard-Panzern angemeldet.

Eine Kooperation zwischen KMW und Nexter könnte nach Einschätzung von Wehr-Experten Nachteile für Rheinmetall bedeuten, den angestammten Partner von Kraus-Maffei bei zahlreichen Rüstungsvorhaben. Die beiden Konzerne produzieren gemeinsam unter anderem den neuen Schützenpanzer Puma und den Radpanzer Boxer für die Bundeswehr. Der Staatskonzern Nexter stellt den Kampfpanzer Leclerc, das Artilleriegeschütz Caesar sowie Rad- und Schützenpanzer, Sturmgewehre und Munition her.

Die bisherigen Alleingesellschafter der beiden Unternehmen erhalten nach eigenen Angaben je 50 Prozent der Aktien der neuen Holding. Die Führungsstruktur der Holding-Gesellschaft werde die Balance zwischen den beiden Gesellschaftern wahren, erklärten die Firmen. Zieltermin für den Zusammenschluss sei das Frühjahr 2015. In der Zwischenzeit wollen sich beide Partner gegenseitig in die Bücher schauen. Vor dem Vollzug des Zusammenschlusses müssten die erforderlichen Genehmigungen vorliegen.