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Deutsche Bahn: Überstundenlawine und Entlassungen

Von WZ Online

Wirtschaft

Das Personal im Fernverkehr der Deutschen Bahn schiebt 900.000 Überstunden vor sich her. Das berichtete die Gewerkschaft Transnet am Mittwoch in Berlin. Sie machte "unhaltbare Zustände" beim Service in den Zügen aus und verlangte, dass das "Kostenspar-Dogma" aufgegeben werden müsse. Die Bahn erklärte, es werde gerade nachgesteuert, und die Situation sollte sich bald entspannen.


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Trotz der vielen Überstunden seien in diesem Jahr bereits 112 Stellen gestrichen worden, monierten Transnet-Vorstand Reiner Bieck und der Gesamtbetriebsratsvorsitzende der DB Fernverkehr, Horst Zimmermann. Der Service am Platz in der ersten Klasse der Fernzüge sei inzwischen unberechenbar geworden, hieß es.

Die Dienstpläne, die von einem System namens "Carmen" erstellt würden, orientierten sich nicht mehr an der Realität, kritisierte die Gewerkschaft. Die Personalplanung sei "völlig verfehlt". Die Überlastung der Beschäftigten nehme ständig zu. Überstunden und Krankmeldungen seien die Folge.

"Unsere Kolleginnen und Kollegen sind heillos überlastet", warnten Bieck und Zimmermann. Es sei zu befürchten, "dass Service im Zug künftig zum Fremdwort" werde. Hintergrund sind die neuen Planungen der Arbeitgeberseite in diesem Bereich. "In diesem Jahr wurden unter dem Dogma der Kostensenkung bereits 112 Stellen wider besseres Wissen gestrichen", erklärten die beiden Gewerkschafter.

Dabei schöben die Beschäftigten schon einen Berg von 900.000 Überstunden vor sich her. Für die laufende Planungsperiode, den Zeitraum zwischen dem 13. August und dem 15. Oktober, seien schon im Vorfeld 2.600 Schichten nicht verplant worden: "Das heißt, dass es für diese Schichten und Fahrten zurzeit kein Personal gibt." Folge seien weitere Überstunden und Doppelschichten für die Beschäftigten. "Das hält irgendwann keiner mehr aus."

Die Bahn erklärte, der Bordservice "war und ist für die Kunden zuverlässig verfügbar". Allerdings habe es aufgrund der Fahrplaneinschränkungen im Zusammenhang mit den ICE-Achsenüberprüfungen "einzelne Personalengpässe" gegeben. Hinzu kam die Umsetzung des neuen Tarifvertrags mit verbesserten Arbeitszeitregelungen. Dank des außerordentlichen Einsatzes des Bordpersonals habe es aber keine Auswirkungen auf die Fahrgäste gehabt. "Aktuell erfolgt eine Nachsteuerung von Personal, so dass die Situation sich schnell entspannen wird", versicherte ein Sprecher. (APA)