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US-Justizministerium bereitet Klagen vor.| Barclays-Spitze: Rolle von Barclays wird sich relativieren.
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Washington/Berlin. Im Skandal um manipulierte Zinssätze versuchen nun mehrere Banken, die drohenden Strafen abzumildern. Das berichtet Der Spiegel auf seiner Website. Die Deutsche Bank arbeitet bereits mit den Ermittlungsbehörden zusammenarbeiten und hat dem Bericht zufolge bei der EU-Kommission und in der Schweiz schon 2011 eine Kronzeugenregelung beantragt. Die Bereitschaft zur Kooperation könnte mögliche Strafen abmildern. Das Institut wollte sich dazu nicht äußern, hießt es im Spiegel weiter. Wie die Nachrichtenagentur Reuters indessen berichet, sagten zwei Personen aus dem Umfeld des Instituts, dass mit der bereits im vergangenen Jahr ausgehandelten Regelung Deutschlands größtes Bank im Falle einer möglichen Strafe einen Nachlass bekomme. Sie gehe jedoch nicht mit einem Schuldeingeständnis im Skandal um die Manipulation den Londoner Interbankenzins (Libor) einher.
Andere in den Skandal verstrickte Banken wie etwa die Schweizer UBS haben in verschiedenen Ländern ebenfalls Kronzeugenstatus erhalten.
Der deutsche Branchenprimus kooperiert mit den Ermittlern in den USA und Europa, die Untersuchungen drehen sich um den Zeitraum 2005 bis 2011. Wegen Libor gibt es in den USA bereits Klagen gegen das Geldhaus. In Deutschland hat die Bankenaufsicht Bafin Kreisen zufolge eine Sonderprüfung eingeleitet, die Ergebnisse stehen noch aus. Zwei Mitarbeiter hat das Geldhaus Finanzkreisen zufolge bereits suspendiert.
Insgesamt werden derzeit mehr als ein Dutzend Institute durchleuchtet. Ihnen wird vorgeworfen, beim Libor-Zinssatz getrickst zu haben. Der einmal täglich in London ermittelte Libor zeigt an, zu welchen Konditionen sich Banken untereinander Geld leihen und dient damit als Referenz für billionenschwere Kreditgeschäfte mit Kunden rund um den Globus.
<br style="font-weight: bold;" /> Ärger aus den USA
Indessen bereitet das US-Justizministerium in der Affäre einem Zeitungsbericht zufolge Strafverfahren gegen mehrere Banken und einige ihrer Angestellten vor. Im Verlauf des Jahres solle zumindest gegen eine Institution Klage eingereicht werden, berichtete die "New York Times" unter Berufung auf Regierungskreise am Samstag. Unter den betroffenen Einzelpersonen seien auch Händler der britischen Großbank Barclays. Einige Finanzinstitute, darunter mindestens zwei europäische Geldhäuser, arbeiteten bereits an Vergleichen, berichtete die Zeitung unter Berufung auf Anwälte weiter.
Verfahren könnten Jahre dauern
Einer ganzen Reihe von internationalen Großbanken - darunter auch JPMorgan und die Deutsche Bank - wird vorgeworfen, von 2005 bis 2009 den Libor mit falschen Angaben zu ihren Gunsten manipuliert zu haben. Der Londoner Interbankenzins Libor wird einmal täglich ermittelt und zeigt an, zu welchen Konditionen sich die Institute untereinander Geld leihen. Er basiert auf individuellen Angaben der Banken und dient als Referenz für Kredite an Unternehmen, Privatpersonen und weitere Finanztransaktionen in einem Volumen von 360 Billionen Dollar.
Da die Untersuchungen in dem Fall ungewöhnlich komplex sind, könnten die Verfahren jedoch über Jahre laufen. Daher ist der Zeitung zufolge eher mit Vergleichen zu rechnen als mit Klagen.
Barclays bestimmt keine Emirate-Zinsen mehr
Nach Ansicht der Barclays-Spitze wird die Rolle der britischen Bank in dem Skandal mit dem Bekanntwerden weiterer Details über die Verwicklungen anderer Geldhäuser noch "ins rechte Licht gerückt werden". Zwar hätten Kunden, Aktionäre und Aufsichtsbehörden das Recht, enttäuscht zu sein, schrieb das Führungsgremium der Bank an die Mitarbeiter. Strategie und Geschäftsmodell der Bank seien jedoch vor den jüngsten Ereignissen richtig gewesen und seien dies auch heute noch. Nun müsse der Ruf des Geldhauses wiederhergestellt werden.
Insidern zufolge gibt Barclays wegen des Libor-Skandals seinen Einfluss auf den Interbankenzins in den Vereinigten Arabischen Emiraten (VAE) auf. Das Institut habe die Notenbank der VAE über den geplanten Schritt informiert, sagten drei Branchenvertreter Reuters am Sonntag. Barclays gehört zu insgesamt zwölf Banken, mit deren Angaben täglich der Interbankenzinssatz der Emirate ermittelt wird. Die Bank steht bisher aber nicht im Verdacht, auch den Eibor ("Emirates Interbank Offered Rates") manipuliert zu haben. Barclays und die Zentralbank der VAE lehnten eine Stellungnahme am Sonntag ab.