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Berlin hat zwei Top-Jobs bereits fix, zwei weitere im Visier. | Brüssel. Noch vor drei Wochen hat der scheidende Binnenmarktkommissar Charlie McCreevy den Einzug der Franzosen in europäische Toppositionen bewundert. Derzeit sieht es fast so aus, als ob die Deutschen ihnen den Rang ablaufen könnten. So konnte Kanzlerin Angela Merkel bei den Personalverhandlungen für die neuen EU-Spitzenposten durchsetzen, dass der bisherige Generalsekretär des EU-Ministerrats in Brüssel ab Juni 2011 ihr Vertrauter und Weggefährte Uwe Corsepius wird. Dann ersetzt er den Franzosen Pierre de Boissieu, der sich in den Ruhestand verabschiedet. Bereits heute ist Johannes Laitenberger, der angeblich ebenfalls einen guten Draht zur deutschen Kanzlerin pflegt, der Kabinettschef des portugiesischen Kommissionspräsidenten José Manuel Barroso.
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Zudem tauchte in Brüssel das Gerücht auf, dass auch der Chef des geplanten Europäischen Auswärtigen Dienstes ein Deutscher werden könnte. Bestätigen will das freilich vorerst noch niemand. Es böte sich allerdings durchaus der eine oder andere erfahrene deutsche EU-Beamte an, wird gemunkelt. Derzeit leitet ein Brite die außenpolitische Abteilung des EU-Ratssekretariats, welche viele Jahre dem früheren EU-Chefdiplomaten Javier Solana zugearbeitet hatte.
Ringen umTrichet-Nachfolge
Auch will das Gerücht nicht verstummen, dass Merkel den derzeitigen deutschen Notenbankchef Axel Weber auf den Sessel des EZB-Präsidenten hieven möchte. Der derzeitige Amtsinhaber, der Franzose Jean-Claude Trichet, tritt im Herbst 2011 zurück. Weber soll aus heutiger Sicht recht gute Chancen haben; als möglicher Konkurrent gilt lediglich Mario Draghi, Chef der italienischen Zentralbank.
Gehen Berlin diese Rochaden auf, ist leichter zu verstehen, warum mit Günther Oettinger als Energiekommissar ein wohl eher farbloser Kandidat in der EU-Kommission ausreicht und im Ringen um EU-Ratspräsident und EU-Außenminister niemals ein deutscher Anwärter an vorderster Front im Spiel war. Das erste Amt ging schließlich an den Belgier Herman van Rompuy, das zweite an die Britin Catherine Ashton. Der französische Präsident Nicolas Sarkozy erhielt im Gegenzug mit Michel Barnier im Sitz des Binnenmarkt- und Finanzmarktkommissars ein Schwergewicht in der künftigen Kommission.