Die Kauflaune der deutschen Verbraucher ist einer GfK-Umfrage zufolge so gut wie seit fast vier Jahren nicht mehr. Der Indikator für die Bereitschaft zu größeren Anschaffungen - von der GfK "Anschaffungsneigung" genannt - stieg um 8,6 auf minus 4,5 Punkte und damit den höchsten Stand seit Dezember 2001, wie die Marktforschungsgruppe GfK am Montag auf Basis ihrer monatlichen Umfrage unter 2000 Bürgern mitteilte. Die GfK vermutet, dass die Bürger auch notwendig gewordene Einkäufe vorziehen wollen, da sie von einer Erhöhung der Mehrwertsteuer ausgehen.
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Die Konsumenten bewerteten aber auch die Aussichten für die Konjunktur und ihre eigenen Einkommen optimistischer: Das aus der Umfrage errechnete Konsumklima für September kletterte auf 3,4 von revidiert 3,2 Punkten im Vormonat und stieg damit erstmals seit April wieder an. "Die Entwicklung insgesamt legt den Schluss nahe, dass die für September anberaumte Bundestagswahl sich positiv auf die Stimmung der Verbraucher auswirkt", erklärte die Gesellschaft für Konsumforschung (GfK). "Das bedeutet jedoch keineswegs, dass sich das Konsumklima auch langfristig ändert."
In den ersten Monaten nach der Neuwahl-Ankündigung hatten die Verbraucher der GfK zufolge noch verunsichert reagiert. "Der Wahlkampf ist noch nicht entschieden, aber die Bürger haben sich jetzt ein Bild machen können, wie die unterschiedlichen Wahlprogramme aussehen und damit herrscht ein wenig mehr Sicherheit darüber, was passieren könnte", erklärte GfK-Chef Klaus Wübbenhorst den Umschwung im Interview mit Reuters TV.
Von Reuters befragte Analysten hatten mit einem Rückgang des Indikators auf 2,7 Punkte gerechnet. Vor einem Monat hatte vor allem die Ankündigung der Union das Konsumklima belastet, nach einem Wahlsieg die Mehrwertsteuer zu erhöhen. Anders als bei den Verbrauchern hat sich die Stimmung der Firmen im August verschlechtert, der Ifo-Index sank überraschend.
Der GfK-Indikator Einkommenserwartung legte um 4,2 Punkte auf minus 10,6 Zähler zu. Damit wurde der Verlust des Vormonates allerdings nicht vollständig ausgeglichen. Der Indikator Konjunkturerwartung stieg im August auf minus 11,6 von minus 15,7 Punkten im Juli.
Dass es mit dem privaten Konsum tatsächlich aufwärts gehe, hänge in starkem Maße von der Entwicklung der Energiepreise sowie einer grundlegende Wende am Arbeitsmarkt ab, gab die GfK zu bedenken: "Alles spricht dafür, dass sich die Bürger in dieser Hinsicht positive Signale sehnlichst herbeiwünschen und inzwischen mehr als bereit sind, sie mit einer kräftigen Nachfrage nach Konsumgütern zu verstärken."