AMS-Chef Kopf sieht keine Notwendigkeit für Österreich: "Haben elegantere Lösung".
Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 10 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.
Mitarbeiter von Arbeitsagenturen und Jobcentern in Deutschland sollen Arbeitssuchende in Zukunft vermehrt zu "Merkmalen des Migrationshintergrundes" befragen. So lautet eine interne Anweisung der Bundesagentur für Arbeit an das Personal vom 20. Jänner 2014. "Um die derzeit unzureichende Datenlage zu verbessern bzw. zu vervollständigen, müssen die Befragungen konsequenter als bisher durchgeführt werden", heißt es in der BA-Mitteilung zur Begründung.
Konkret gehe es darum, im Bereich der unter 25-Jährigen nicht nur danach zu fragen, ob die Person "Ausländer oder nicht Ausländer ist", sagt BA-Pressesprecher Paul Ebsen auf Anfrage der "Wiener Zeitung" am Mittwoch. "Vielfach werden gerade in der Berufsberatung für Jugendliche die Fragebögen nicht eingesetzt beziehungsweise muss die Datenerhebung verbessert und detaillierter werden", so Ebsen. Die Behörde erhoffe sich dadurch genauere Informationen für Statistiken zur Herkunft der arbeitssuchenden Personen, die es derzeit tatsächlich kaum gibt.
Datenlage in Österreich
Die Datenlage ist auch in Österreich spärlich. Im Gespräch mit der "Wiener Zeitung" erklärt AMS-Chef Johannes Kopf, warum man sich hierzulande für eine "elegantere Lösung" der Erhebung entschieden hat. "Wir wollten nicht alle 900.000 Personen, die pro Jahr in Österreich arbeitslos gemeldet sind, nach ihrer oder der Herkunft ihrer Eltern fragen. Das ist ja auch mit einem enormen Aufwand verbunden." Zunächst habe das AMS eine Definition für den sogenannten Migrationshintergrundes festgelegt: Arbeitssuchende werden auf Basis vorhandener Daten in "Migranten erster Generation" (falls sie eine ausländische Staatsbürgerschaft haben oder hatten) und "Migranten zweiter Generation" (falls sie jemals bei einem Migranten erster Generation mitversichert waren oder sind).
Erhebung ziemlich spät gestartet
Erst 2012 hat das AMS begonnen, die Herkunft der Arbeitssuchenden zu erfassen. Hintergrund war das etwa zur gleichen Zeit beschlossene arbeitsmarktpolitische Ziel, "Migranten, die generell schlechtere Chancen am Arbeitsmarkt haben, verstärkt und effizienter bei der Jobsuche zu unterstützen", sagt Kopf. Die ersten Zahlen der Erhebung ergaben, dass der 32 Prozent der arbeitslos gemeldeten Personen Migrationshintergrund aufweisen. Die Förderquote liege bei 34 Prozent. "Das war eine Erleichterung, denn die Zahlen belegen, dass wir verstärkt fördern und nicht diskriminieren", sagt der AMS-Chef.
Johannes Kopf wisse um die innenpolitische Debatte und die Vorwürfe vor allem aus Zuwanderer-feindlichen Fraktionen, die eine ungleichmäßige Verteilung lostreten hätte können. Trotz der Kritik, man würde Migranten "bevorzugen", stehe das AMS etwa zum Projekt, das im Jänner 2014 gestartet ist und auf eine höhere Qualifizierung (mindestens ein Lehrabschluss) von Personen mit Migrationshintergrund abziele. In Zahlen: Österreichweit sollen heuer 2.400 Personen eine entsprechende Ausbildung über das AMS abschließen. Allein in Wien sind es 777 Migranten.