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Deutsche Kauflust eher gedämpft

Von WZ-Korrespondentin Eva Glauber

Wirtschaft

Weihnachtsboom fand nur im Online-Handel statt. | Furcht vor Einkommensverlust. | Frankfurt. Im wichtigen Weihnachtsgeschäft hat es nur in der virtuellen Welt strahlende Gesichter gegeben: "Der Online-Handel läuft wie verrückt", vermeldete der Hauptverband des Deutschen Einzelhandels. Im November und Dezember wurden demnach schätzungsweise rund 4,6 Milliarden Euro umgesetzt - zwölf Prozent mehr als im Vorjahr. Mehr als jeder zweite Deutsche kauft inzwischen laut der Nürnberger Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) Weihnachtspräsente am Computer.


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Aber: Auf das ganze Jahr 2007 gesehen machen Online-Geschäfte bislang in Deutschland nur rund fünf Prozent des gesamten Einzelhandels aus. Deshalb schlägt um so mehr zu Buche, dass die von Nachfrageschwäche geplagten Einzelhändler in Einkaufsstraßen und Fußgängerzonen auch in der Adventszeit nicht punkten konnten - selbst wenn man berücksichtigt, dass die damals bevorstehende Mehrwertsteuererhöhung von 16 auf 19 Prozent im Dezember 2006 zu einem wahren Kaufrausch geführt hatte.

Einziger Lichtblick ist deshalb, dass die Bundesbürger nach langer Enthaltsamkeit zumindest in Umfragen offenbar ihr Zögern bei größeren Anschaffungen aufzugeben beginnen. "Die Verbraucher beabsichtigen, die Kaufzurückhaltung der letzten Monate zumindest teilweise aufzugeben", beobachten Marktforscher. Es gebe gute Chancen, dass sich die Binnennachfrage im kommenden Jahr spürbar beleben könne - um bis 1,5 Prozent.

Skepsis allerorten: Kein Reallohnzuwachs

Allerdings blicken die Verbraucher skeptisch ins neue Jahr. Wegen der Teuerung bei Energie- und Spritpreisen fürchten sie nicht zu Unrecht reale Einkommensverluste. Währen die Renten weiterhin stagnierten, hatten die Bruttogehälter um rund drei Prozent zugelegt. Nach Abzug von Steuern und Sozialbeiträgen blieben davon aber nur knapp zwei Prozent übrig. Und das ist weniger als die Inflationsrate.

Zudem mehren sich die Anzeichen, dass auch die europäische Konjunktur an Fahrt verliert. So sackte der wichtige Frühindikator RBS/NTC-Einkaufsmanagerindex für den Euro-Raum im Dezember laut vorläufigen Daten des britischen Forschungsinstituts NTC so stark ab wie seit Juni 2005 nicht mehr - im wesentlichen wohl wegen der Unsicherheiten auf dem Finanzsektor.

Auch der Index des Münchner Instituts für Wirtschaftsforschung (Ifo) zum Geschäftsklima im Euro-Raum ist im vierten Quartal deutlich gesunken. In den deutschen Unternehmen macht sich zum Jahresende ebenfalls mehr Pessimismus breit. Auch der Ifo-Index für Geschäftsklima in Deutschland sank im Dezember wider Erwarten deutlich.

Und am Mittwoch kündigte schließlich auch die deutsche Regierung an, ihre Konjunkturprognose für das kommende Jahr weiter senken zu wollen. "Wir werden unsere Wachstumsschätzung für 2008 etwas zurücknehmen müssen", sagte Wirtschaftsminister Michael Glos in einem Interview der "Zeit". Bereits in ihrer Ende Oktober veröffentlichen Herbstprognose hatte die Regierung ihre Wachstumserwartungen für 2008 von 2,4 auf 2,0 Prozent heruntergeschraubt.

Weniger als 2 Prozent Wachstum erwartet

Die meisten Wirtschaftsforscher in der Bundesrepublik rechnen für 2008 mit einem Wachstum von unter zwei Prozent nach rund 2,5 Prozent im Jahr 2007. Laut dem jüngsten Monatsbericht der Deutschen Bundesbank wird die Ökonomie nach schwachem Start im Laufe des kommenden Jahres wieder Fahrt aufnehmen. Für 2008 und 2009 prognostiziert die Bundesbank jeweils einen Anstieg des Bruttoinlandsprodukts um 1,9 Prozent. Einige Institute revidierten ihre Prognosen jedoch zuletzt auf 1,7 oder sogar nur 1,4 Prozent nach unten.

Der starke Anstieg der Verbraucherpreise werde sich 2008 fortsetzen und erst im darauf folgenden Jahr deutlich abmildern. Dass die Konsumlust der privaten Haushalte in Zeiten teurer Energie und Nahrungsmittel steigt, dafür gibt es keine Garantie.