Deutsche und holländische Konzerne überlegen, wegen der Körperschaftssteuersenkung und der Gruppenbesteuerung ihre Zentralen nach Österreich zu verlagern, dies berichten die Steuerexperten der Wirtschaftsprüfkanzlei KPMG. Profitieren würden vor allem Unternehmen ab einer Bilanzsumme von 100 bis 200 Mill. Euro. Dass es mit dem Steuerdumping in Europa nicht endlos weitergehen kann, ist für KPMG-Geschäftsführer Ernst Haidenthaler jedoch klar.
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"Irgendwie müssen ja die Sozialsysteme finanziert werden," so Haidenthaler. "Es wird zu einer Gegenbewegung kommen" - auch in den derzeitigen Steuerparadiesen des Ostens.
Er weist jedoch darauf hin, dass Österreich mit seiner Senkung der Körperschaftssteuer (KöSt.) von 34 auf 25% nicht begonnenen hat, sondern aufgrund der Senkung der KöSt. in der Slowakei auf 19% geradezu dazu gezwungen war, nachzuziehen. Auch rechnet der Steuerexperte damit, dass Deutschland und Holland denselben Schritt machen.
Durch die Gruppenbesteuerung wurden für Konzerne mit Töchtern im Ausland interessante Gestaltungsmöglichkeiten geschaffen. Firmen können von nun an ihre Verluste im Ausland vom Gewinn der österreichischen Gruppen-Mutter abziehen. "Damit wird die Berechnungsbasis für die KöSt. reduziert. Das kann auch bis Null gehen," erläutert Haidenthaler. Beteiligt sich ein Unternehmen mit mehr als 50% an beispielsweise einem slowakischen, dann können weiters auch die Kreditkosten voll abgesetzt werden. "Das reduziert die Steuerbelastung erheblich", so KPMG-Experte Hans Zöchling. Für internationale Konzerne sei die neue Gruppenbesteuerung aber nur interessant, wenn sie Gewinne in Österreich mache. Nur dann könnten die ausländischen Verluste verwertet werden.
Matznetters Kritik
SPÖ-Wirtschaftssprecher und Steuerberater Christoph Matznetter lehnt die Gruppenbesteuerung sowie die geplante Steueramnestie ab. Internationale Konzerne würden ihre KöSt. "auf Null setzen". Gerade die Gruppenbesteuerung öffne ein Scheunentor mit katastrophalen Folgen fürs Budget. So könnten künftig Konzerne ihre Töchter und Teilunternehmen mit Verlusten an ihre österreichischen Töchter anhängen. Der Steuer-entfall von 100 Mill. Euro sei viel zu niedrig angesetzt. Wie hoch er ausfällt, werde erst ab 2006 absehbar.