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Deutsche willkommen - Österreicher wären Leitl lieber

Von Christine Zeiner

Wirtschaft

WKÖ-Präsident: Mobileres Personal für den Tourismus. | Wien. "Deutsche sind herzlich willkommen", sagt Christoph Leitl. Einige heimische Köche und Kellner in den Tourismusgebieten in Westösterreich mehr wären dem Wirtschaftskammerpräsidenten aber nicht unrecht. Das würde sich positiv auf die Arbeitslosenstatistik auswirken.


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"Warum sind Deutsche bereit, in Österreich zu arbeiten - viele Österreicher aber nicht?", fragt Leitl. Er verlangt von heimischen Arbeitssuchenden mehr "räumliche Mobilität" und könnte sich dafür eine Änderung der Zumutbarkeitsregeln vorstellen. "Diese wurden vor mehr als einem Jahr beschlossen, ich möchte wissen, ob diese greifen."

Das Arbeitsmarktreformgesetz trat mit Jänner 2005 in Kraft. Ein Arbeitsplatz gilt seither auch als zumutbar, wenn die Hin- und Rückfahrt nicht mehr als ein Viertel der durchschnittlichen Arbeitszeit in Anspruch nimmt oder wenn eine "entsprechende Unterkunft" am Arbeitsort zur Verfügung gestellt wird und mögliche Betreuungspflichten als Elternteil nicht verletzt werden.

Nicht nur Leitl scheint das zu wenig zu sein. "Die Bestimmungen müssen neu angepasst werden, weil sie nicht greifen", sagt Thomas Reisenzahn, Generalsekretär der Interessensvertretung "Österreichische Hoteliervereinigung". "Man kann ruhig als Wiener vier oder fünf Monate am Arlberg arbeiten", meint er. Den oft gebrachten Einwand, man müsste dann Freunde und Familie für einige Zeit hinter sich lassen, lässt Reisenzahn so nicht gelten: "Das hört man bei jemanden, der eine Auszeit nimmt und reist, ja auch nicht." Johann Schenner, Obmann der Bundessparte Tourismus in der Wirtschaftskammer und Hotelier in St. Anton, sieht das ein wenig anders: "Es ist nicht lustig, am Arlberg zu arbeiten, wenn die Freundin im Burgenland ist. Dafür hab ich Verständnis."

Keine langen Gesichter

Kellner, Köche, Rezeptionisten oder Stubenmädchen dazu zu zwingen, vom Osten Österreichs in den Westen - wenn auch zeitlich begrenzt - zu übersiedeln, hält Schenner für den falschen Weg: "Unsere Branche lebt ja auch davon, Gefühle weiterzugeben und wenn jemand ein langes Gesicht weitergibt, weil er hier nicht arbeiten möchte, kommt das nicht gut an." Eines wolle jedenfalls auch er nicht, sagt Leitl: "Die Keule schwingen." Schon jetzt versucht das Arbeitsmarktservice, in speziellen Jobbörsen potenzielle österreichische Arbeitnehmer und Arbeitgeber zueinander zu bringen. Man setze auch auf Anreize wie Fahrtkostenzuschüsse, heißt es.

Doch woran liegt es, dass derzeit vergleichsweise viele Ostdeutsche in Österreich arbeiten? Laut Helmut Hofer vom Institut für Höhere Studien sind Österreicher nicht "weniger mobil" als etwa Deutsche. Er verweist auf die Arbeitsmarktlage. Diese sei in Deutschland schlechter als in Österreich, und in Ostdeutschland schlechter als im Westen des Landes. Laut Hofer finden gut ausgebildete heimische Köche und Kellner eher einen Job in ihrer Umgebung als Deutsche. Und heimische Betriebe sind derzeit auf deutsches Personal angewiesen. Manche Hoteliers seien auch eher an ausländischen Mitarbeitern interessiert, meint Gernot Mitter von der Arbeiterkammer: "Diese wissen ja oft nicht, dass ein 13. und 14. Gehalt anteilsmäßig bezahlt werden muss."