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Deutscher Humor Marke Raab

Von David Axmann

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Als ich neulich zu vorgerückter Abendstunde absichtslos von einem Kanal zum andern sprang - ich zappte im Netze so für mich hin -, fiel ich in folgende Szene. In einem bunten TV-Studio, neben sich ein paar moderne Kammermusiker, vor sich eine jugendliche Publikumsschar, saß ein stämmiger und folglich etwas hölzern wirkender Mann, der in regelmäßigen Abständen grinste. Da sah man, dass er ein strahlendes Gebiss hat, und erkannte, dass er ein deutscher Spaßmacher und Scherztreiber ist. Der Mann heißt Stefan Raab. Der hölzerne Herr hatte einen noch stämmigeren, ja geradezu feisten Gast eingeladen, mit dem er Kurioses vorhatte.

Nun wurden drei mannsgroße Glaskästen aufgebaut: Der erste war gefüllt mit Mehl, der zweite mit Eiern, der dritte mit Bröseln. Der Gast sollte nämlich paniert werden, ja mehr noch: er sollte sich selbst panieren! So feist der auch war, so flink kroch er in den Mehlkasten, wälzte sich ein wenig, robbte weiter in die Eier, von denen etliche mit gelblichem Entzücken zu Bruch gingen, und schob sich schließlich keuchend hinein in die Brösel. Während dieses Paniervorgangs grinste Stefan Raab regelmäßig, das Publikum aber kreischte, klatschte, grölte, quietschte, grunzte unentwegt.

Ach, das war weder lustig noch neu. So ähnlich ging es ja schon in Auerbachs Keller ("Faust I") zu. Wenn mit den Deutschen Scherz getrieben wird, dann fühlen sie sich nicht bloß wie ein Schweinsschnitzel, sondern brüllen dazu im Chor: "Uns ist ganz kannibalisch wohl, als wie fünfhundert Säuen!"