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Frankfurt - Das Gezerre um den "Blauen Brief" aus Brüssel belastet nach Meinung von Volkswirten das Vertrauen in den Euro. "Es ist für die neue Währung außerordentlich schädlich, dass es kein Schreiben an Deutschland gibt", so der Chefvolkswirt der Allianz-Gruppe und Dresdner Bank, Klaus Friedrich.
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Die deutsche Weigerung, den Brief anzunehmen, sei daher "Wasser auf die Mühlen der Euro-Skeptiker". Die Deutschen hätten den Stabilitätspakt "made in Germany" mit ihrem politischen Theater zur Makulatur gemacht, begründet Friedrich die Gefahr für den Euro.
Nach Meinung der DGZ Deka Bank steckt die gemeinsame Währung bereits in einer tiefen Glaubwürdigkeitskrise. "Auf diese erste echte Bewährungsprobe haben Kritiker doch gelauert", ist der Leiter der Volkswirtschaftlichen Abteilung, Ulrich Kater, enttäuscht. "Selbst wenn sich über die festgelegten Grenzen im volkswirtschaftlichen Sinne streiten kann - Regeln sind nun einmal Regeln", ergänzt Kater. Der Kapitalmarkt nehme den Verstoß gegen die in Maastricht auferlegten Ziele sehr schlecht auf. Die Bankvolkswirte sind sich einig, dass gerade die Haushaltsdisziplin als Stabilitätskriterium wichtig für die gemeinsame Währung ist. "Damit soll vermieden werden, dass die Gemeinschaft die disziplinlosen Länder als Trittbrettfahrer mitschleppen muss", erklärt Friedrich. Darunter leiden alle Länder. Europa gilt dann als schlechter Kreditnehmer - die "Euro-Sippenhaft" macht die Kredite für alle teurer. Die Volkswirte befürchten zudem, dass die deutsche Ausnahme Schule macht. Andere Euro-Länder könnten sich darauf berufen, wenn sie sich den Maastricht-Grenzen annäherten. Damit sei die Tür zum Aufweichen der rigiden Regeln aufgestoßen.