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Öffentlicher Dienst will durch kürzere Arbeitszeit Jobs schützen. | In Deutschland streiken Landes- und Kommunalbeamte, weil in den westdeutschen Bundesländern die wöchentliche Arbeitszeit von 38,5 auf 40 Stunden ausgeweitet werden soll. (In den ostdeutschen Bundesländern arbeiten Beamte schon seit jeher 40 Stunden pro Woche).
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Das Argument der Gewerkschaft: durch die Verlängerung gingen 250.000 Arbeitsplätze verloren. Dieses Argument strapaziert einmal mehr die unter Ökonomen längst diskreditierte Tortentheorie. Diese besagt, dass es in einer Gesellschaft eine fixe Menge an Arbeit gibt. Jeder, der also mehr arbeitet, nimmt jemand anderem zwangsläufig Arbeit weg; jeder, der weniger arbeitet, schafft damit zusätzliche Arbeitsplätze.
Wäre die Tortentheorie tatsächlich richtig, dann bräuchte man lediglich die wöchentliche Arbeitszeit zu halbieren, und schon gäbe es doppelt so viele Arbeitsplätze. Oder noch besser: man könnte die Arbeitszeit auf Null reduzieren. Die mathematische Konsequenz wären unendlich viele Arbeitsplätze.
Dass Arbeitszeit und Arbeitslosigkeit nichts miteinander zu tun haben, zeigt unter anderem die Statistik. Bis 1989 galt auch für Beamte in westdeutschen Bundesländern die 40-Stunden-Woche. Damals lag die Arbeitslosenquote bei 6,8 Prozent. Heute liegt sie bei 11,3 Prozent trotz der 38,5-Stunden-Woche.