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Deutschland: Große Koalition wahrscheinlich

Von WZ-Korrespondent Markus Kauffmann

Europaarchiv

Keine Mehrheit für Schwarz-Gelb? | Verweigerung anderer Alternativen. | Berlin. Glaubt man der Demoskopie, so zeichnet sich für die Wahl am 27. September eine Sensation ab: Gegen den erklärten Willen aller Parteien liefe die Wählerentscheidung auf die Fortsetzung der großen Koalition hinaus. Die zweite mögliche Alternative - Schwarz-Gelb-Grün - ist politisch eher unwahrscheinlich geworden.


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Acht Tage vor dem Wahlsonntag differieren die Prognosen der Meinungsforscher erheblich. So schwanken die aktuellsten sieben Umfragen ("Wen würden Sie wählen, wenn am nächsten Sonntag Wahl wäre?") für die beiden Unionsparteien CDU und CSU zwischen 35 (Info) und 37 Prozent (GMS). Bei den anderen Parteien liegt die Schwankungsbreite jeweils bei drei Prozent.

Mittelt man die jüngsten Umfragen, so würde die Union am 27. September bei 35,9 Prozent landen und die SPD bei 22,5 Prozent. Die FDP könnte demnach mit 13,2 Prozent rechnen, die Grünen mit 11,4 und die Linkspartei mit 10,9 Prozent. Das bedeutet eine leichte Erholung für die Sozialdemokraten auf Kosten der Linkspartei und der Grünen.

Für die Regierungsbildung nach dem 27. September ergäben sich daraus folgende Konsequenzen:

- Fortsetzung der seit 2005 bestehenden großen Koalition von Union und SPD. Sie käme auf insgesamt 60 Prozent der Wählerstimmen - dies wäre zwar keine verfassungsändernde, aber eine immer noch komfortable Mehrheit.

- Eine "Jamaika"-Koalition von Union, FDP und Grünen (auch "schwarze Ampel" genannt). Sie käme sogar auf 60,5 Prozent. Derzeit weisen aber sowohl die Grünen als auch die FDP eine solche Konstellation weit von sich.

- Eine schwarz-gelbe Koalition von Union und FDP hätte demnach keine rechnerische Mehrheit, sondern erzielte nur 49,1 Prozent der Stimmen. Ob daraus eine Mandatsmehrheit wird, kann derzeit nicht beurteilt werden. Da in Deutschland aber ein strenges Verhältniswahlrecht herrscht, ist nach den vorliegenden Zahlen nicht damit zu rechnen.

- Eine "Ampelkoalition" von Sozialdemokraten, FDP und Grünen würde rechnerisch noch weniger erzielen, nämlich nur 48,4 Prozent. Zudem hat die FDP diese Kombination bisher immer abgelehnt.

- Gar nur 46,1 Prozent könnte ein rot-rot-grünes Bündnis von SPD, Grünen und Linkspartei aufbieten, falls die Prognosen der Demoskopen zuträfen.

Derzeit scheinen also die Wunsch-Koalitionen weder rechts noch links in Erfüllung zu gehen. Denn weder für Schwarz-Gelb noch für Rot-Gelb-Grün würde es reichen.