Zum Hauptinhalt springen

Deutschland hat ein Problem

Von Sissi Eigruber

Wirtschaft

Ökonom Sinn: Zu hohe Lohnkosten. | "Mehr arbeiten für das selbe Geld." | Wien. Der deutsche Ökonom Hans-Werner Sinn sorgte u.a. mit seinem im Jahre 2003 erschienen Buch "Ist Deutschland noch zu retten?" für Aufregung. Am Dienstag Abend analysierte der Wirtschaftsprofessor auf Einladung der Schoellerbank in Wien die Ursachen des Niedergangs in Deutschland und zeigte auf, was aus seiner Sicht getan werden müsste, um das Land aus der Krise zu führen.


Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 19 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.

# Arbeitnehmer sind nicht wettbewerbsfähig

"Westdeutschland ist das am langsamsten wachsende Land der EU", und die Arbeitslosigkeit sei seit den 70er Jahren drastisch gestiegen, führte Sinn zu Beginn seiner Rede die Problematik vor Augen. "Deutschland hat ein Problem, die Frage ist, was man tun kann". Im Zuge der Globalisierung würden es zwar die Firmen schaffen, wettbewerbsfähig zu bleiben, indem sie Teile ihrer Produktion in den Osten verlagern, aber um die Wettbewerbsfähigkeit der Arbeitnehmer stehe es schlecht. Die Kosten pro Arbeitsstunde seien im internationalen vergleich sehr hoch. Dabei seien die Lohnkosten aber neben den nationalen Steuern "die entscheidende Größe im Standortwettbewerb". Durch die hohen Lohnkosten seien zu viele Arbeitsplätze in der Industrie weggefallen und auch zu wenig Jobs in anderen Sektoren geschaffen worden. Die Arbeitnehmer müssten jedenfalls flexibler werden und bei Bedarf in andere Sektoren wechseln. "Wenn wir nicht besser werden, müssen wir billiger werden", so Sinn. "Mehr arbeiten für das selbe Geld", lautet daher einer seiner Vorschläge. Zudem sollte es möglich sein, die Tariflöhne zu unterschreiten, wenn zwei Drittel der Belegschaft damit einverstanden sind.

Würden die Beschäftigten zum selben Lohn länger arbeiten, würde dies dazu führen, dass den Firmen mehr Gewinn bleibt, den sie wiederum investieren könnten. Damit würde einem wesentlichen Problem entgegen gewirkt: Der geringen Nachfrage von Investitionsgütern. Entgegen anderer Meinungen würde eine Produktionssteigerung durch mehr Arbeit bei gleichbleibenden Lohnkosten daher sehr wohl auch zu einer Steigerung der Nachfrage führen, so Sinn zur "Wiener Zeitung".