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. . . und auf allen Kanälen wurde berichtet. In ZDF und ARD diskutierten zur Hauptsendezeit die Parteivorsitzenden, in n.tv trafen die Generalsekretäre der Parteien aufeinander, Sabine Christiansen (ARD) empfing Politiker aus den Bundesländern, und im ORF erörterten die Chefredakteure österreichischer Zeitungen das Ereignis.
Nun stand das Endergebnis der Wahl erst spät fest. Die Politiker und Kommentatoren argumentierten also durchwegs auf der Basis nur halbwegs gesicherter Annahmen. Das änderte aber nichts an der Selbstsicherheit, mit der Schlagworte wie "Möllemann-Faktor" oder "Fischer-Faktor" ins Spiel gebracht wurden. Dass es dabei weniger um Sachfragen ging als um Personen, wird den geübten Fernsehkonsumenten nicht überraschen. Die Spitzenpolitiker sind die Stars des Abends - das ist an Wahltagen so.
Weil aber die prominenten Akteure im Mittelpunkt standen, wurden andere bedenkenswerte Aspekte der Wahl vernachlässigt. Die interessante Frage, warum die rechtspopulistischen Parteien, die im übrigen Europa Zulauf haben, bei dieser deutschen Wahl keine Chance hatten, wurde z. B. nirgends gestellt. Einzig Alexander van der Bellen zeigte sich in der "ZiB spezial" über die Niederlage der Rechten erfreut. Sonst wurde darüber nicht geredet, als ob es sich von selbst verstünde, dass Rechtspopulisten in Deutschland nicht zum Zug kommen. Aber vielleicht hing dieses Desinteresse damit zusammen, dass man sich am Wahlabend nicht für die Verlierer interessiert, sondern für die Sieger.