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Deutschland kürzt, Österreich steigert

Von Heiner Boberski

Politik

Wissenschaftstag auf dem Semmering. | Mehr Geld für Universitäten und Forschung. | Semmering.Alljährlich ruft die Österreichische Forschungsgemeinschaft - in "bewusster Nähe zum Nationalfeiertag", wie ihr Präsident Heinrich Neisser zur Eröffnung betonte - zum Österreichischen Wissenschaftstag auf den Semmering, für den heuer das Thema "Wissenschaft in Österreich - Bilanzen und Perspektiven" gewählt wurde. Neisser streifte den "mühsamen Weg" von Wissenschaft und Forschung in der Geschichte der Zweiten Republik und meinte, es habe das Augenmaß dominiert, manchmal wäre mehr Leidenschaft wünschenswert gewesen. Zuletzt habe man die Unis "in die Autonomie entlassen", das könne man aber nur mit adäquater Unterstützung tun.


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Dass sich das Bildungsministerium um optimale Rahmenbedingungen bemüht, versicherte Sektionschef Friedrich Faulhammer in Vertretung von Ministerin Elisabeth Gehrer. Die Forschungsquote konnte gesteigert werden, das EU-Ziel von 3 Prozent soll bis 2010 erreicht werden. Bis dahin werde es zusätzliche 3 Milliarden Euro für die Forschung geben.

Eine Elite-Uni gegen die Mittelmäßigkeit

Faulhammer erwartet ein positives Ergebnis der Verhandlungen mit dem Finanzministerium über das Globalbudget der Universitäten, das aufgrund der Leistungsvereinbarungen für die Jahre 2007 bis 2009 aufgeteilt wird: "In Deutschland gibt es Kürzungen, bei uns Steigerungen."

Für die geplante Exzellenz-Einrichtung "Austrian Institute of Advanced Science and Technology" (Aiast) werde es zusätzliche Mittel geben, betonte Faulhammer.

Jürgen Mittelstraß, Präsident des Österreichischen Wissenschaftsrates, trat stark für eine neue Elite-Institution im Raum Wien ein. Eine Gesellschaft, die in der Wissenschaft nachlasse, schneide sich "von den Quellen der modernen Welt ab". Er empfahl in der Wissenschaft Kooperation auf lokaler Ebene, um im internationalen Wettbewerb bestehen zu können, Nutzen von Synergien, Schwerpunktsetzungen und Qualitätskontrolle. Dass sich das österreichische Universitätssystem wie bisher weiterführen lasse, sei eine Illusion. Das würde "unweigerlich gemeinsame Mittelmäßigkeit bedeuten".

Wie wichtig im Zeitalter universaler Konkurrenz die internationale Vernetzung der Wissenschaft ist, führte Herbert Mang, Präsident der Akademie der Wissenschaften, aus. Er zeigte sich zwar "nicht froh" über das Urteil des Europäischen Gerichtshofes (EuGH), das deutschen Numerus-Clausus-Flüchtlingen den Weg zu Studien in Österreich eröffnet hat, ließ aber durchblicken, dass grenzüberschreitendes Studieren etwas Wünschenswertes sei.

Peter Zoller von der Uni Innsbruck präsentierte sein Fach, die Quantenoptik, als "Aushängeschild" der österreichischen Wissenschaft und plädierte für eine dynamische Förderung der Forschung und mehr Anreize für Jungforscher. Zoller begrüßte die Einrichtung einer Exzellenz-Einrichtung, forderte aber Chancengleichheit und faire Evaluation: Erhöhte Forschungsmittel sollten allen Einrichtungen, auch dem Aiast, zugänglich sein.