)
Studie vergleicht Gerechtigkeit in 31 OECD-Ländern. | Wien. Punkto Armutsvermeidung sind die USA fast Schlusslicht. Weil hier 17,1 Prozent der Menschen mit weniger als 50 Prozent des mittleren Einkommens ihren Lebensunterhalt bestreiten müssen, sind nur die Schwellenländer Türkei und Mexiko noch schlechter platziert. Weil die Vereinigten Staaten in anderen Bereichen aber besser dastehen, reicht es insgesamt doch noch für den 25. Platz unter den 31 OECD-Staaten, die die Bertelsmann-Studie über soziale Gerechtigkeit untersucht hat.
Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 14 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.
Unter "sozialer Gerechtigkeit" wird hier verstanden, dass "jedem Individuum gleiche Verwirklichungs-Chancen durch die gezielte Investition in die Entwicklung individueller Fähigkeiten" garantiert werden kann. Die Bertelsmann-Stiftung nennt das "Teilhabegerechtigkeit".
Eigentlicher Fokus der konservativ orientierten Stiftung ist ihr Heimatland Deutschland, an dem die Studie bemängelt, dass es nur wenig über dem OECD-Schnitt auf dem 15. Platz liegt. "In einer zukunftsfähigen sozialen Marktwirtschaft dürfen wir uns nicht damit zufriedengeben, dass rund jedes neunte Kind in armen Verhältnissen aufwächst, Bildungschancen stark von sozialer Herkunft abhängen und vergleichsweise viele Menschen dauerhaft vom Arbeitsmarkt ausgeschlossen bleiben", betonte denn auch Gunter Thielen, Vorstandsvorsitzender der Stiftung.
Nordeuropäer führen
Besonders der 14. Platz bei der Kinderarmut sei bedenklich, in Ungarn und in Tschechien etwa ist sie geringer (Österreich: Rang 5). Ungarn ist übrigens sogar Spitzenreiter bei öffentlichen Ausgaben für die frühkindliche Bildung. Hier werde der richtige Akzent gegen die derzeit noch schlechten Schülerleistungen gesetzt, so die Autoren.
Angeführt wird der Index, in dem Armutsvermeidung, Bildungszugang, sozialer Zusammenhalt und Gleichheit sowie Generationengerechtigkeit aufgeschlüsselt werden, von den nordeuropäischen Staaten. Nicht überall sind diese aber am besten platziert - beim Arbeitsmarkt haben auch sie Defizite, etwa durch die hohe Jugendarbeitslosigkeit in Schweden oder die schlechten Job-Chancen für Zuwanderer in Finnland, Norwegen und Dänemark.
Bei der Generationengerechtigkeit rangieren Japan und Griechenland weit hinten. Bei beiden Ländern spielt ihr hoher Schuldenstand die größte Rolle, der eine Belastung für kommende Generationen darstellt. In diesen Index wurden aber auch Umweltfaktoren wie etwa die CO2-Belastung einberechnet. Schlusslicht insgesamt ist die Türkei, die in keiner Kategorie über den viertschlechtesten Platz hinauskommt.