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Wie in den meisten EU-Ländern machen auch die Männer in Griechenland keinen - oder nur äußerst selten - Gebrauch von ihrem Recht auf Erziehungsurlaub. Trotz der steigenden Frauenerwerbstätigkeit ist die Verteilung der Aufgaben in der Familie zwischen den Ehepartnern, wie sie in der Gesetzgebung bezüglich der Gleichstellung der Geschlechter und der Sicherung von Chancengleichheit eigentlich verankert ist, noch weit von "Teilen" entfernt: Es liegt fast ausschließlich in der Verantwortung der Frau, für andere Familienmitglieder zu sorgen.
Das entsprechende Gesetz, das darauf ausgelegt ist, die stereotypen Rollen von Männern und Frauen zu verändern, scheint also noch nicht die angestrebten Ergebnisse gebracht zu haben. Nichtsdestotrotz zeigen die heutigen griechischen Männer eine annehmbare Verbesserung im Vergleich mit den vorherigen Generationen: Laut einer Studie in der Hauptstadt Athen herrscht in 43 Prozent der Fälle nahezu Gleichberechtigung, auch was die Verteilung der Hausarbeit und Kinderbetreuung betrifft: Männer verbringen im täglichen Leben genug Zeit mit der Familie, so dass die Arbeit annähernd gleich verteilt ist. Die Situation im ländlichen Raum Griechenlands wird aber anders aussehen.
Obwohl das griechische Gesetz auf gleiches Recht für alle und weitestgehend auf Chancengleichheit angelegt ist, sieht das vorherrschende Gesellschaftsbild für Frauen die Berufstätigkeit immer noch als "Ergänzung" zu den familiären Pflichten, so dass sich Männer in geringerem Ausmaß daran beteiligen. Auch die Arbeitswelt regt Männer nicht dazu an, ihren Erziehungsurlaub wahrzunehmen: der Erziehungsurlaub ist unbezahlt, so dass wohl auch finanzielle Gründe eine "Väterkarenz" indiskutabel machen.