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Di Canio und das Missverständnis

Von Tamara Arthofer

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Tamara Arthofer
Tamara Arthofer ist Sport-Ressortleiterin.

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Paolo Di Canio versteht die Welt nicht mehr. Da wurde er soeben verpflichtet, um dem Premier-League-Klub Sunderland den Klassenerhalt zu sichern - und statt eines enthusiastischen Empfangs gab’s Buhrufe von der Presse. Die bezogen sich nicht auf die sportliche Entscheidung, die zumindest fragwürdig ist, da Di Canio als einzige Qualifikation Erfolge in der dritten Liga mit dem kleinen Klub Swindon Town vorzuweisen hat. Vielmehr geht es um die politische Gesinnung des 44-Jährigen, die dem rechten Rand zugewiesen wird. Ex-Außenminister David Miliband legte aus Protest sein Mandat im Aufsichtsrat nieder. Nun wollten Di Canio und der Klub gegensteuern, in einem gemeinsamen Statement wurden die Vorwürfe als "lächerlich und beleidigend" abgetan. Den Rassismus-Verdacht wies Di Canio zurück, die "Werte, die ihm seine Familie mitgegeben" habe, werde er nicht aufgeben, ansonsten aber nicht mehr über Politik sprechen. "Wir sind hier nicht im Parlament, sondern im Fußball." Dabei ist bestenfalls das Statement lächerlich. Denn schließlich war er es, der den Rasen in seiner aktiven Zeit bei Lazio als Schauplatz politischer Kundgebungen missverstand. Die Szenen, in denen er den rechten Arm zum Faschistengruß erhob, sind ebenso dokumentiert wie seine wohlwollenden Aussagen über Benito Mussolini, und auf seinem Oberarm prangt das Wort "Dux" in Form einer Tätowierung. Er sei "kein Rassist, aber ein Faschist", hatte er früher freimütig bekannt. Fragt sich, was es da zu missverstehen gibt.