Zum Hauptinhalt springen

Diabetiker gegen "Willkür"

Von Veronika Gasser

Politik

"Wir wehren uns gegen schikanöse Chefarztpflicht und die Willkür des Hauptverbandes", erklärt Peter Hopfinger, Sprecher der Selbsthilfegruppe Diabetes Austria. Der Anlass: Der Hauptverband verweigere den Diabetikern ein ihrer Ansicht nach gut verträgliches, günstiges Präparat - aus reiner Willkür.


Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 20 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.

Im Arzeimittelkampf zwischen Actos und Avandia, zwei Diabetes-Medikamenten, hat der Hauptverband (HV) Avandia den Vorzug gegeben. Actos darf laut HV-Weisung nicht verschrieben werden. Zu Unrecht, wie Patientenanwalt Gerald Bachinger, Diabetes-Spezialist Günter Sokol und Peter Hopfinger befinden. Auch die zwangsweise Umstellung auf Avandia sei untragbar. Denn Actos sei besser verträglich, günstiger und wirke sich obendrein positiv auf die Blutfettwerte aus.

Der Actos-Hersteller, Takeda Pharma, hat in der Causa nun das Gericht "wegen Eingriff in den freien Wettbewerb" und die unabhängige Heilmittelkommission bemüht. Letzte habe Takeda in ihrem Entscheid vom 28. Mai sogar recht gegeben und bestätigt, dass der HV ernstzunehmende Gutachten einfach ignorierte, freut sich Taked-Chef Helmut Hasibeder. "Actos und Avandia sind gleichwertig. Doch das heißt leider noch nicht, dass unser Präparat nun auf Rezept erhältlich ist." Vielmehr hätte der HV nun 120 Tage Zeit neu zu entscheiden, das Urteil der Heilmittelkommission müsse dabei jedoch berücksichtigt werden. Das Gerichtsurteil erwartet Hasibeder in acht Wochen. Die HV-Kritiker fordern nun anhand des "unerfreulichen Falles" das Ende der Chefarztpflicht samt Schikanen für die Kranken. Eine nachträgliche Kontrolle des Arztes sei patientenfreundlicher, betont Bachinger.

Der HV kontert per Aussendung: "Die Selbsthilfeorganisation lasse sich für Marketing-Zwecke des japanischen Pharmaunternehmens missbrauchen."