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Diagnostik enorm verbessert

Von Christa Karas

Wissen

HPV: Präzisere Genotyp-Erfassung. | Atemwege: Krebs früher erkennbar. | Viren unter einem neuen Verdacht. | Graz. Mehr als 250 Experten aus 29 Ländern diskutieren derzeit in Graz über Neuheiten im Bereich der Molekularen Diagnostik, die immer bessere, genauere und zuverlässigere Diagnostikergebnisse ermöglicht. So steigt etwa mit einem DNA-basierten Test auf Humane Papilloma Viren (HPV) im Vergleich zu einem Pap-Test (zur Früherkennung von Gebärmutterhalskrebs) die Zuverlässigkeit um beinahe ein Drittel, wie Kongressleiter Univ.-Prof. Harald Kessler vom Institut für Hygiene, Mikrobiologie und Umweltmedizin in Graz ausführte.


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In Europa ist der Gebärmutterhalskrebs nach dem Brustkrebs die zweithäufigste krebsbedingte Todesursache junger Frauen zwischen 15 und 44 Jahren. Für fast 100 Prozent dieser Krebsfälle sind fortdauernde (persistierende) Infektionen mit humanen Papillomaviren (HPV) verantwortlich. Nicht alle Genotypen dieses Virus sind gleich gefährlich. Es sind vor allem die Hochrisikotypen 16 und 18, die fast 70 Prozent der Fälle verursachen. Die jetzt verfügbaren Impfstoffe schützen hauptsächlich vor diesen beiden HPV-Genotypen und decken daher nicht das gesamte Spektrum der Viren mit Krebsrisiko ab.

Die molekulare HPV-Typisierung ist mit ihrer Sensitivität von 95 Prozent (Pap-Test bestenfalls 60 bis 75 Prozent) daher die Schlüsselinformation zur Bewertung des Krebsrisikos. Mit ihrer Hilfe können sogar Niedrigrisikotypen zusätzlich erfasst werden und lassen sich damit klar vom einem möglichen Krebsrisiko abgrenzen. An an der Med Uni Graz werden solche DNA-basierte Untersuchungen bereits routinemäßig angeboten.

Pathologe als Lotse

Karzinome der Atemwege weisen weltweit die höchste Inzidenz und Krebsmortalität auf. Neben klassischen, auf der auf Zellveränderungen basierenden pathologischen Parametern, spielen in der Diagnostik zunehmend molekulare Marker eine wichtige Rolle. Sie werden eingesetzt, um die zytologische Diagnose abzusichern, die Prognose abzuschätzen und das Ansprechen des Tumors auf spezifische Therapieverfahren vorherzusagen.

Das Spektrum schließt sowohl genetische Parameter als auch epigenetische Veränderungen mit ein. Daneben kommen zunehmend Methoden zum Einsatz, die den gleichzeitigen Nachweis multipler molekularer Veränderungen erlauben.

Die Komplexität der Veränderungen sowie deren Nachweis und Interpretation stellt den Arzt vor große Herausforderungen. Dem Pathologen fällt dabei zunehmend die Funktion eines Lotsen in der Medizin zu, dessen Diagnosen wesentlichen Einfluss auf klinische Entscheidungen in der Behandlung von Patienten mit Karzinomen des Respirationstraktes haben.

Die Patienten profitieren von den weniger invasiven und somit angenehmeren Untersuchungsmethoden. Außerdem können bereits sehr geringe Spuren einer Tumorerkrankung frühzeitig festgestellt werden.

Gesichtslähmung

Die meist einseitige, innerhalb von Stunden oder wenigen Tagen sich plötzlich entwickelnde Schwäche oder Lähmung der mimischen Muskulatur stellt für die Betroffenen immer ein sehr dramatisches Ereignis dar. Neben der fehlenden Gesichtsmotorik sind Schmerzen und fallweise Hör- und Geschmacksverlust sehr belastend.

Als mögliche Ursachen werden eine Entzündung, Nervenkompression und mitunter auch eine Hirnstammläsion diskutiert. Am häufigsten handelt es sich aber um eine so genannte idiopathische, periphere Facialisparese, nach dem Erstbeschreiber auch als Bell´sche Lähmung bezeichnet, bei der unter Ausschöpfung aller gängigen Methoden keine Ursache festzumachen ist, die aber zum Glück eine sehr hohe spontane Rückbildungsrate von 80 bis 90 Prozent hat.

Durch den molekularen Nachweis von Herpes Simplex Virus (HSV)-DNA sowie Varicella Zoster Virus (VZV)-DNA in Gesichtsnerven von Verstorbenen, die eine solche Gesichtslähmung durchgemacht hatten, und dieser viralen DNA im Speichel von Frischerkrankten wird nun ein virales Geschehen als Ursache vermutet. Ein endgültiger Beweis dafür steht aus, weitere Forschung ist nötig.