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Dialog am Schulhof: Kritik an Israel-Politik der USA

Von Stefan Beig

Politik

US-Botschafter besucht islamisches Gymnasium in Wien. | Wien. Ein Jahr nach der berühmten Kairo-Rede von US-Präsident Barack Obama an die Muslime kam der Nahostfriedensprozess durch Israels Militäreinsatz gegen die Gaza-Flotte gehörig ins Schwanken: Die Empörung über den Vorfall überschattete auch den Besuch des amerikanischen Botschafters William C. Eacho III im islamischen Gymnasium im 15. Wiener Gemeindebezirk, den er anlässlich des einjährigen Jubiläums abstattete. Die Schüler bedrängten den Diplomaten mit Fragen zur Nahostpolitik der USA.


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Eacho kritisierte ausdrücklich Israels Vorgehen gegen die Schiffe, das auch israelischen Interessen nicht diene. Die Beziehung zwischen Israel und der Türkei sei nun sehr problematisch. "Man sollte die Spannungen durch Dialog lösen." Angespannt war auch das Verhältnis der USA zur islamischen Welt nach dem 11. September 2001 und dem von George W. Bush verkündeten Krieg gegen den Terror. Obama versuchte am 4. Juni 2009 ein neues Kapitel aufzuschlagen: Den Islam bezeichnete er als Teil der USA. Sein Land unterscheide klar zwischen Extremisten und Muslimen.

"Okkupation istnicht zweckdienlich"

Eacho wurde bei seinem Besuch sehr bald - wie auch Obama in seiner Politik - mit anhaltenden Schwierigkeiten der US-Außenpolitik konfrontiert. Die Unterstützung für Israel trotz des israelischen Siedlungsbaus im Westjordanland wurde etwa kritisiert. "Wir glauben nicht, dass die Okkupation des Westjordanlands Israels Sicherheit dient", betonte der Botschafter. "Der Siedlungsbau wird aber vor allem dann gestoppt werden, wenn man sich auf Grenzen geeinigt hat." Mit diesen Argumenten wolle die USA auch beide Seiten zu Gesprächen bewegen. Der Friedensnobelpreis habe Obamas Anstrengungen gewürdigt und unterstützt. Gleichzeitig machte Eacho deutlich: "Israel ist ein enger Verbündeter der USA und wird immer ein Verbündeter bleiben."

Auch Afghanistan bewegte viele Schüler. Angesprochen auf die immer noch präsenten US-Soldaten erläuterte Eacho: "Afghanistan bleibt ein Problem, weil sich dort Terroristen verstecken." Auch sei Afghanistan einer der größten Opium-Produzenten. "Gerade das Drogenproblem muss man lösen, denn über Drogen wird der Terrorismus finanziert. Wir können das Land nicht im Zustand der Anarchie zurücklassen."