Zum Hauptinhalt springen

Dialog ist etwas anderes

Von Simon Rosner

Kommentare

Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 10 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.

Das "König-Abdullah-Zentrum für interreligiösen Dialog" klingt nach einem satirischen Witz, aber vielleicht unterhalten ja auch die Taliban einen ökumenischen Beirat, was weiß man. Als nun ein Blogger aus dem Land König Abdullahs darüber schrieb, dass Muslime, Christen und Juden als gleichwertig zu sehen wären, was ja durchaus nach interreligiösem Dialog klingt, und dafür Auspeitschungen ausfasste, statt ins Kaiciid eingeladen zu werden, ist aus dem Witz eine ernste Angelegenheit geworden, die auch außenpolitisch heikel ist.

Das Herumlavieren der Regierung macht klar, dass sich diese bei der Gründung des Kaiciid offenbar keine tiefergehenden Gedanken gemacht hat. Es bestärkt auch den Verdacht, dass der interreligiöse Dialog nicht das primäre Motiv der Regierung war. Unklar ist auch, was das Kaiciid für Saudi-Arabien darstellt. Ist es nur ein Feigenblatt? Oder doch der Versuch des Königs, ein Pflänzchen der Modernisierung im Ausland zu säen?

Vielleicht wissen die Gründer auch selbst nicht genau, was das Kaiciid sein soll. Untätig war es nicht, es gab diverse Veranstaltungen, doch dürfte hier jedenfalls ein begriffliches Missverständnis vorliegen. Wenn einander auf einer Veranstaltung Vertreter unterschiedlicher Konfessionen die Hand schütteln, hat das mit Dialog ungefähr so viel zu tun wie organisierte Betriebsbesuche für Politiker mit der Realität der Arbeiterschaft. Aber auch nach solchen Inszenierungen bekunden ja Politiker irrigerweise, dass sie aus "vielen Gesprächen mit den Menschen da draußen, wissen, wo ihnen der Schuh drückt".