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Uran-Austausch als Schlüssel bei den Verhandlungen. | Jalili reist mit Bagheri an. | Genf/Teheran/Wien. Im Atomstreit mit dem Iran sind Vertreter des Westens und Teherans nach einem 14-monatigen Dialogstopp am Montag in Genf zu neuen Beratungen zusammengetroffen, um einen weiteren, vielleicht letzten Versuch zu unternehmen, den Atomstreit friedlich zu lösen. Doch bereits im Vorfeld der Gespräche, die unter der Leitung von Irans Chef-Atomunterhändler Saeid Jalili und der EU-Außenbeauftragten Catherine Ashton stattfanden, dämpften die Perser die Hoffnung auf eine Annäherung. Das Thema Atomstreit wolle man nur am Rande ansprechen, hieß es.
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Schon am Sonntag hatte der Chef der iranischen Atombehörde, Ali-Akbar Salehi, den Westen mit der Verlautbarung brüskiert, dass der Iran in Sachen Produktion von "Yellowcake" nun selbständig geworden sei. Der "Gelbkuchen" ist der Ausgangsstoff für die Herstellung von Brennstäben. Der Westen beschuldigt den Iran, Atomwaffen zu bauen.
Versteckte Agenda
Zu Beginn der Sitzung am Montag war somit klar, dass die Wünsche hinsichtlich des Atom-Streits weit auseinander lagen. Die Perser wollten über die jüngsten Attentate auf ihre Nuklearwissenschafter, das Atomprogramm Israels und wichtige Fragen der Weltpolitik beraten, der Westen über Irans Urananreicherung. Zumindest der Vertrag über einen Uran-Austausch, der im Mai in Teheran zwischen dem Iran, der Türkei und Brasilien unterschrieben worden war, kam aufs Tapet. "Obgleich der Iran angibt, über sein Atomprogramm nicht verhandeln zu wollen, gibt es in Genf eine versteckte Agenda", meinte ein in die Verhandlungen eingebundener westlicher Diplomat, der anonym bleiben wollte, zur "Wiener Zeitung".
Er glaubt, dass der Westen vielleicht einer Diskussion des Uranaustausch-Vertrags in Wien zustimmt, wenn Teheran im Gegenzug die Anreicherung seines Urans auf 20 Prozent stoppt und die Austauschinitiative dann in der Zukunft auf weitere Projekte ausbaut. Ein solcher Deal würde den Persern erlauben, ihre niedrige Urananreicherung fortzusetzen. Die weitere Anreicherung würde dann im Ausland erfolgen, das dem Iran auch die notwendigen Brennstäbe liefern würde.
China gegen Sanktionen
Jedenfalls scheint der Iran dem Treffen größere Bedeutung zuzumessen als er einräumte. Denn neben seinem Beraterstab hatte Jalili Ali Bagheri, einen der engen Vertrauten des obersten religiösen Führers Ali Khamenei, im Schlepptau. Bagheri gilt als moderater Vermittler in Konfliktsituationen. Zusätzlich fungiert von Teheran aus der persönliche Nuklear-Berater Khameneis, Ali Larijani, als Mediator. Durch seine guten Kontakte soll er Bewegung in den Atom-Streit bringen. Dennoch herrscht Skepsis. "Eine Einigung auf weitere Verhandlungen im Jänner wären schon ein Erfolg", meinte der Diplomat.
Während die Verhandlungen in Genf heute fortgeführt werden, berät man im Westen bereits über die weitere Vorgangsweise. Neuen UN-Sanktionen erteilte China bereits eine Absage. Irans Außenminister präsentierte sich derweil als Atomwaffengegner. "Atomwaffen bringen nur Unglück", meinte Manouchehr Mottaki in Athen.