Elefanten können erstaunlich gut riechen, weit kommunizieren und sich verblüffend viel merken.
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Hamburg. Elefanten haben’s auch nicht leicht. Wenn es hoch kommt, können sie nachts mit Unterbrechungen vier Stunden schlafen. Denn den allergrößten Teil des Tages sind sie damit beschäftigt, ungeheure Mengen an Gräsern, Blättern, Rinde, Ästen, Dornbüschen und Früchten zu sich zu nehmen und die Nahrung mühsam zu zerkauen. Sie benötigen nämlich täglich etwa 250.000 Kilokalorien und zwischen 70 und 150 Liter Wasser. So viel Wasser in den Savannen Afrikas aufzutreiben, ist zumal in der Trockenzeit alles andere als einfach. Es gibt dann bloß noch einige wenige, über riesige Gebiete verstreute Wasserstellen, und oft gelangen die Elefanten erst dann an Wasser, wenn sie mit ihren Stoßzähnen Löcher gegraben und mit ihrem Rüssel den Boden mehrere Meter tief ausgehoben haben.
Wie die Elefanten ihre Wasserstellen finden, ist nach wie vor nicht völlig geklärt. Erst letztes Jahr hat sich herausgestellt, dass der Elefant über ein geradezu fantastisches Riechvermögen verfügt, das möglicherweise sogar das der Hunde übertrifft. Es könnte also sein, dass Elefanten sich bei ihrer Wassersuche von ihrer Nase leiten lassen.
Laufwege über Jahre verfolgt
Des weiteren gibt es die Hypothese, dass von Artgenossen erzeugte Rufe oder Geräusche den durstigen Dickhäutern den Weg weisen könnten. Denn sie sind imstande, über mehrere Kilometer hinweg einander akustische Signale, die sogar den Infraschall-Bereich umfassen, zu übermitteln. Oder ist die herkömmliche Auffassung richtig, die behauptet, dass Elefanten sich noch nach Jahren an die Stellen erinnern können, wo sie schon einmal auf Wasser gestoßen sind?
Um der Sache auf den Grund zu kommen, hat der Biologe Leo Polansky mit seinen Kollegen George Wittemyer (Colorado State University in Fort Collins) und Werner Kilian (Etosha Ecological Institute in Nairobi) kürzlich eine Langzeitstudie im Etosha-Nationalpark durchgeführt. Die Forscher berichteten kürzlich über ihre Befunde in den "Proceedings of the Royal Society: Biological Sciences".
Leo Polansky und seine Kollegen haben insgesamt zehn ausgewachsene Elefanten - fünf Kühe und fünf Bullen - mit GPS-Sendern ausgestattet. Die Sender übermittelten in regelmäßigen Abständen Informationen darüber, wo sich jedes Tier zu welchem Zeitpunkt befand und in welche Richtung es sich bewegte. Anhand dieser Daten konnten die Biologen die Laufwege der Tiere über einen Zeitraum von zwei Jahren präzise verfolgen.
Die Auswertung der Daten ergab ein eindeutiges Ergebnis: Bei einer durchschnittlichen Entfernung zischen 4,59 und 49,97 Kilometern vom nächsten Wasserloch änderten die Elefanten ihren Kurs und marschierten schnurstracks auf es zu. Dabei gelangten sie fast immer auf dem kürzesten Weg an ihr Ziel und ohne zwischendurch Kurskorrekturen vornehmen zu müssen. "Ihre Bewegungen waren dabei schnell und gerichtet - und unterschieden sich somit von ihren Bewegungen in anderen Zusammenhängen", erklärt Polansky.
Zielsicher zu Wasserstellen
Nach Auffassung von Polansky, Wittemyer und Kilian spricht nichts dafür, dass sich die Elefanten an den Rufen von Artgenossen oder an von den Wasserlöchern herkommenden Geräuschen orientiert haben könnten. Denn immer wieder war zu beobachten, dass die Tiere den direkten Weg zum nächsten Wasserloch einschlugen, obwohl sie noch längst nicht in Hörweite solcher Rufe oder Geräusche waren.
Für ebenso unwahrscheinlich halten es die Wissenschafter, dass Duftspuren von Artgenossen, die Gerüche bestimmter Pflanzen oder der Geruch des Wassers selbst die Elefanten geführt haben könnte. Denn die Elefanten fanden die kürzeste Strecke ebenso schnell in der Regenzeit wie in der Trockenzeit, und es spielte für sie nicht die geringste Rolle, aus welcher Richtung der Wind wehte. Polansky, Wittemyer und Kilian sind sich deswegen sicher, dass allein ihr legendäres Gedächtnis die Elefanten davor bewahrt, in Trockenzeiten zu verdursten.