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Dickhäuter zwischen Regenwald und Eis

Von Roland Knauer

Wissen

Ähnlichkeiten in der Geschichte der Entwicklung von Mensch und Elefant. | Steppen- und Waldelefanten sind zwei eigene Arten. | York/Boston/Berlin. Die Ähnlichkeit in der Entwicklung verblüfft: Vor sechs bis sieben Millionen Jahren trennten sich sowohl die asiatischen Elefanten von ihren afrikanischen Artgenossen als auch die Gorillas von einem Menschenaffen. Letzterer spaltete sich dann wiederum in Schimpansen und eine Linie auf, die zum modernen Menschen führt.


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Genau zur gleichen Zeit begannen auch die Wald- und Steppenelefanten in Afrika ihre eigenen Wege zu gehen, berichten Michael Hofreiter von der Universität York in Großbritannien und Nadin Rohland und David Reich von der Harvard Medical School in den USA in "PLoS Biology".

Weil die Wiege der Rüsseltiere und der Menschenaffen in Afrika steht, drängt sich der Verdacht auf, dass Klimaänderungen dieses parallele Entstehen von Arten ausgelöst haben könnten. Allerdings fragen sich Evolutionsbiologen, wie zuverlässig die Zahlen zu den Jahrmillionen sind, vor denen die Vorfahren von Menschen und Schimpansen sowie Wald- und Steppenelefanten in Afrika unterwegs waren.

Bei den Elefanten stehen die Forscher zudem vor dem Problem, dass die einstige Arten-Vielfalt längst verschwunden ist. Noch vor 100.000 Jahren waren in den Wäldern Europas etwa europäische Waldelefanten unterwegs. Sie übertrafen mit mehr als vier Metern Schulterhöhe, drei Meter langen Stoßzähnen und rund zehn Tonnen Gewicht sogar die heutigen Rekordhalter - die afrikanischen Steppenelefanten. Nicht viel kleiner waren die Mammuts, die im Norden durch die Tundren trotteten, während die urtümlichen und ähnlich schweren, aber kleineren Mastodons durch die Wälder Nordamerikas streiften.

Mit den afrikanischen Steppen- sowie Waldelefanten und den asiatischen Elefanten leben heute nur noch drei Arten. Angesichtes der wenigen Überlebenden lassen sich die Verwandtschaftsverhältnisse bei den Rüsseltieren nur schwer klären. "Deshalb mussten wir das Erbgut ausgestorbener Arten sequenzieren", so Hofreiter.

Da nach einigen zehntausend Jahren selbst in gut erhaltenen Fossilien nur noch kleine Bruchstücke des Erbguts übrig sind, war das Ganze ein aufwendiges Puzzle. Die Forscher untersuchten zunächst nur die mitochondriale DNA - also das Erbgut aus den winzigen Energiezentralen von Zellen, genannt Mitochondrien. Diese mtDNA ist kleiner und kann schneller untersucht werden als das Erbgut im Zellkern.

Trennung vom Mammut

Genauere Daten liefert allerdings die aufwendigere Analyse der Kern-DNA. Genau diese Untersuchung haben die Wissenschafter nun veröffentlicht. "Erstmals haben wir einen großen Datensatz über ausgestorbene Arten, wie Mastodon und Mammuts", freut sich Hofreiter. Die Daten verblüffen die Welt der Zoologen. Vor rund sechs oder sieben Millionen Jahren trennten sich in Afrika demnach die Gattungen Elephas und Loxodonta, von denen heute nur noch der asiatische Elefant Elephas maximus und die afrikanischen Wald- und Steppenelefanten aus der Loxodonta-Gattung übrig sind. Vor 100.000 Jahren aber gab es noch den europäischen Waldelefanten, der genau wie eine weitere afrikanische Art zur Elephas-Gattung gehörte.

Während sich vor fünf Millionen Jahren Menschen und Schimpansen Afrika verließen und sich auf eigene Wege machten, gab es bei den Rüsseltieren eine doppelte Aufspaltung: In Afrika trennten sich die Mammuts von den Elephas-Arten. Gleichzeitig trennten sich dort auch die Waldelefanten von den Steppenelefanten und bildeten jeweils eigene Arten. Genau dieser Status als eigene Art war für diese beiden Elefantentypen bisher immer wieder angezweifelt worden.