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Die 1200-Euro-Girls von Österreich

Von Christoph Rella

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"Das verdienen unsere Super-Girls - Gage, Prämien, Wohnung, Autos", titelte eine Gratis-Zeitung am Dienstag. Und rühmte sich, alle "Geld-Details" rund um die heimischen Nationalspielerinnen, die aktuell bei der EM in Holland für Furore sorgen, zu kennen. So als ob es da jetzt um Millionen ginge, was - zugegeben - wohl eine Überraschung gewesen wäre. Dass die Schlagzeile nicht hielt, was sie versprach, hätte man sich gleich denken können. "Bei Bundesliga-Vorzeigeklub St. Pölten erhalten die Mädels im Monat zwischen 1200 und 1500 Euro", wurde da offenbart. Und: "Dazu kommen Punkteprämien und eine Wohnung - die wird allerdings in WG-Form geteilt." Das war’s dann auch schon mit den "Details".

Bei allem Verständnis für eine gute Schlagzeile, aber diese Story ging gehörig in die Hose. Erstens ist es nicht taktvoll, ein ernstes wie kaum beachtetes Thema wie die finanziellen Zustände im österreichischen Frauen-Fußball im Stil einer Wie-viel-verdient-wer-Geschichte aufzuziehen, um dann ausgerechnet die Mindest-Löhne der Wenig-Verdienerinnen zu zitieren und den Skandal, der in Wahrheit hinter all dem steckt, zu übersehen. Und zweitens ist es ja auch nicht so, dass alle ÖFB-Spielerinnen nur in Österreich kicken - im Gegenteil. Laut dem erweiterten Kader ist nur ein Drittel der heimischen Frauen im Inland engagiert, während die Mehrheit bei deutschen Klubs - darunter auch Top-Vereine wie Bayern München, Hoffenheim, Duisburg oder Werder Bremen - spielt und auch besser verdient.

Die Frage lautet also nicht, wer "casht" wie viel, sondern ist das, was unsere "Super-Girls" für ihre sportliche Leistung bekommen, auch angemessen? Eine Antwort könnte die laufende EM geben.