Erste Group mit Verlust im vierten Quartal: "Abschreiber" von 300 Millionen.
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Wien. Eine bittere Pille für Bankchef Andreas Treichl: Am Dienstag musste er den Aktionären mitteilen, dass die Erste Group für 2012 einen Gewinn von voraussichtlich nur noch 450 Millionen Euro ausweisen wird. Für die ersten drei Quartale hatte Treichl im Herbst noch einen stolzen Nettogewinn von fast 600 Millionen Euro vermeldet und so die Erwartungen der Analysten für das Gesamtjahr beflügelt.
Doch nun ist die Katze aus dem Sack: Das Schlussquartal bescherte rote Zahlen. Der Grund: Die Erste muss den Wert mehrerer Beteiligungen, vor allem aber ihrer Rumänien-Tochter Banca Comerciala Romana (BCR) berichtigen und in der Bilanz insgesamt 300 Millionen Euro abschreiben.
Das macht nicht nur Treichl einen Strich durch die Rechnung, sondern auch den Analysten. Die hatten ihre Gewinnprognose für 2012 ursprünglich mit rund 730 Millionen Euro beziffert.
An der Börse kamen die neuen Nachrichten alles andere als gut an: Im Handelsverlauf fiel die Erste-Aktie am Dienstag um 3,6 Prozent auf 25,62 Euro.
Für die Erste ist die BCR schon seit längerem ein teurer Abschreibungsposten. Bisher sei ihr Firmenwert um 1,5 Milliarden Euro nach unten korrigiert werden, sagt Treichls Sprecher Michael Mauritz zur "Wiener Zeitung". Die Erste hatte den rumänischen Branchenprimus 2006 zunächst mehrheitlich übernommen und ihre Anteile in der Folge schrittweise auf 95 Prozent aufgestockt. Fast vier Milliarden Euro hatte sie sich diese Akquisition kosten lassen.
Zumindest im Vorjahr hat ihr die BCR jedoch keine Freude gemacht. Wegen der Wirtschaftsflaute in Rumänien ist die Tochter mit hohen Vorsorgen für faule Kredite konfrontiert und daher tief in die Verlustzone gerutscht. Laut Mauritz sind vom Gesamtbestand der vergebenen Kredite rund 20 Prozent notleidend.
Kapitalspritze für Tochter
Im ersten Halbjahr 2012 stand in Rumänien ein Verlust von 140,5 Millionen Euro zu Buche. Geht es nach Treichl, soll die BCR heuer wieder Gewinne schreiben. Im Zuge ihres Umbaus sollen mehr als 60 ihrer Filialen zugesperrt und nach dem Abbau von 700 Stellen wie Mitte Dezember angekündigt nochmals 1600 Jobs (18 Prozent der Belegschaft) gekappt werden. Bereits im Herbst hat die Erste ihrer angeschlagenen Tochter auch eine Kapitalspritze von 110 Millionen Euro verabreicht.
Was Treichl am Dienstag ebenfalls verkünden ließ: An einer Dividende für 2012 wird festgehalten. Für das Horrorjahr 2011 waren die Erste-Aktionäre bekanntlich leer ausgegangen. Milliardenschwere Abschreibungen auf Ostbanken, Staatsanleihen und hochspekulative Kreditausfallversicherungen (CDS) hatten damals ein tiefes Loch in die Konzernbilanz gerissen - der Verlust: 718,9 Millionen Euro.
Keine Auswirkungen haben die jetzigen Firmenwertabschreibungen auf das Eigenkapital der Ersten, zumal Firmenwerte nicht ins regulatorische Kapital einfließen, wie die Bank betont. Laut Mauritz wird die Kernkapitalquote (Core Tier 1) per Ende 2012 deutlich höher liegen als zum 30. September (10,4 Prozent). Näheres gibt die Erste am 28. Februar bei der Präsentation ihrer vorläufigen Bilanz bekannt. Für die vor vier Jahren abgerufene Staatshilfe in Milliardenhöhe zahlt die Bank weiterhin Zinsen. An eine Rückzahlung ist vorerst aber noch nicht gedacht.