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Afrikas Diversität soll bei der Afrika-Kulturwoche präsentiert werden, die von 3. bis 5. April in Wien stattfindet.
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Wien. Im Mande Masa, einer Kombination aus Boutique und Friseursalon, werden die letzten Vorbereitungen für die Afrika-Kulturwoche getroffen. Im farbenfrohen Geschäft im 15. Bezirk gehen den ganzen Tag Menschen ein und aus. Von Hektik ist hier aber nichts zu spüren. Das Geschäft gehört Youssouf Simbo Diakité (29), Obmann des Vereins afrikanischer Studentinnen und Studenten (VAS).
Während er seine selbst entworfenen Gewänder für die Modeschau im Rahmen der Kulturwoche schlichtet, wird er nachdenklich: "Afrika wird häufig leider als ein Land gesehen." Vielen Menschen in Österreich sei nicht bewusst, dass selbst einzelne Länder in Afrika eine sehr große ethnische und kulturelle Diversität aufweisen. "Das ist einer der Gründe, warum der Verein zum zweiten Mal eine Afrika-Kulturwoche veranstaltet", betont Youssouf. Denn "die Afrikaner" gibt es nicht, ist Youssouf überzeugt.
1000 Besucher erwartet
Mit Farben, Musik und länderspezifischen Speisen werden vom 3. bis 5. April im Afro-Asiatischen Institut in der Türkenstraße 3 im 9. Bezirk die vielfältigen Facetten Algeriens, des Sudans und der Elfenbeinküste präsentiert. Am Donnerstag liegt der Fokus auf Algerien. Neben einer Länderpräsentation gibt es algerisches Essen. Am Freitag wird die Elfenbeinküste vorgestellt, am Samstag der Sudan. Der Eintritt zur gesamten Veranstaltung ist kostenlos. Im vergangenen Jahr kamen laut Youssouf rund 600 Besucher an allen drei Tagen - heuer werden etwa 1000 erwartet.
In den Bedürfnissen der afrikanischen Studierenden sieht Youssouf einen weiteren Grund für die Veranstaltung der Kulturwoche: "Diese eine Woche im Jahr ist uns sehr wichtig. Wir können unsere Kultur ausleben, indem wir beispielsweise traditionelle Gewänder tragen." Den Studierenden im VAS sei es wichtig, der österreichischen Bevölkerung einen offenen Zugang zu den Kulturen, in denen ihre Wurzeln liegen, zu verschaffen. Youssouf selbst kam 2011 von Mali nach Österreich. Seither studiert er hier Betriebswirtschaft. Gemeinsam mit seiner Schwester Mariam Diakité (23), die Internationale Entwicklungen studiert, und acht weiteren Studierenden im VAS plant und organisiert er die Kulturwoche.
Für Mariam ist es entscheidend, mit der Veranstaltung weitere Studierende mit und ohne afrikanische Wurzeln zu erreichen: "Es ist wichtig, dass wir uns vernetzen und gegenseitig unterstützen." Derzeit hat der VAS mehr als 80 Mitglieder. Alle haben in irgendeiner Weise afrikanische Wurzeln. Das heißt, sie selbst oder mindestens ein Elternteil kamen in einem afrikanischen Land zur Welt. Sie alle wollen am Bild von Afrika arbeiten. Wichtig ist ihnen zudem, dass Studierende aus afrikanischen Ländern so schnell wie möglich Anschluss in Österreich finden. Eine Vernetzung mit österreichischen Studierenden sei von großer Bedeutung. Nur so könne verhindert werden, dass sich einzelne Communitys abkapseln.
Modeschau als Highlight
Eines der Highlights der Kulturwoche soll die Modeschau am Samstag werden. Die Gewänder dafür hat Youssouf selbst entworfen. Sie sind vor allem eines: farbenfroh. Die teils handgefärbten Stoffe wurden seiner Vorstellung entsprechend zusammengenäht. "Jede ethnische Gruppe in meinem Herkunftsland Mali kennzeichnet eine eigene Kultur. Das spiegelt sich auch im traditionellen Gewand wider."
Youssouf entwirft Mode für Männer und Frauen. Während er all seine Gewänder noch einmal begutachtet und das eine oder andere selbst anprobiert, betritt ein Mann mit Brille und Sakko das Geschäft. Ihn, den Kabarettisten Soso, kennen hier alle. Der 30-jährige Simplice Mugiraneza - Spitzname: Soso - stammt aus Burundi, hat aber schon in einigen afrikanischen Ländern gelebt (die "Wiener Zeitung" hat bereits über ihn berichtet). "Ich habe einen sehr sarkastischen Humor. Generell versuche ich aber mit meinem Kabarettprogramm anti-rassistische Arbeit zu leisten", erklärt Soso, der am Freitagabend auftritt.
Auf der Bühne thematisiert er häufig Vorurteile und Klischees. Verschont bleibt davon nichts und niemand: Sowohl Menschen aus den afrikanischen Communitys als auch vorurteilsbeladene Österreicher werden dabei von ihm aufs Korn genommen. Meistens nähren ihn seine eigenen Lebenserfahrungen mit dem Stoff für sein Programm. "Ich versuche mit meinem Humor gewisse Situationen aufzulockern und alle Beteiligten zum Lachen zu bringen", sagt Soso, der neben seiner Tätigkeit als Kabarettist auch für die Aids-Hilfe arbeitet.
An allen drei Tagen der Afrika-Kulturwoche gibt es viel Tanz und Musik. Am Donnerstagabend gibt Barbara Alli ein Konzert. Sie wurde in Ghana geboren und wuchs in Nigeria auf. Seit 2004 lebt sie in Wien. Am Freitagabend wird "HAJAmadagascar" im Afro-Asiatischen Institut zu hören sein. Der Sänger ist in Madagaskar aufgewachsen und verspricht mit seiner Band "selbst das kühlste Publikum zum Schmelzen zu bringen". "HAJAmadagascar" spielt Gitarre, verschiedene Percussions und traditionelle madagassische Instrumente.
Gesichter Afrikas zeigen
Am Samstag gibt es traditionelle Tänze aus der Region der Großen Seen (Ruanda, Burundi, Uganda sowie Teile der Demokratischen Republik Kongos, Tansanias und Kenias) zu bestaunen. Die Kulturwoche findet mit dem französisch-kongolesischen Sänger Roublard ihren Ausklang. Er bedient sich unterschiedlicher Stilrichtungen wie Soul, Pop-Rock, Afrobeat, französischem Varieté und der kongolesischen Rumba.
Gegen Abend kommen fünf Models in Youssoufs Geschäft. Sie sind nicht alle gertenschlank und groß, aber jede von ihnen strahlt eine starke Präsenz aus. Sie setzen sich in eine Ecke, lachen und essen genüsslich Gemüse, Reis und Fleisch. "Sie sind zum Proben gekommen. Außerdem haben wir noch nicht entschieden, wer was tragen wird", erklärt Youssouf.
Er setzt sich als Obmann des Vereins eine verstärke Zusammenarbeit mit Unternehmen zum Ziel: "Wir hoffen, dass der eine oder andere Unternehmer zur Kulturwoche kommt. Viele afrikanische Studierende kennen sich mit ihren Herkunftsregionen besser aus und bringen zusätzliche Sprachkenntnisse mit." Auf diese Weise könnte laut Youssouf der Dialog zwischen Österreich und einigen afrikanischen Ländern gestärkt werden. Vorerst wäre es für ihn jedoch prioritär, dass sich das Bild Afrikas als ein einheitlicher Kontinent ändert: "Die Menschen sollen sehen, dass auch ein einzelnes Land wie Mali sehr große kulturelle und ethnische Vielfalt aufweist."