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Die allerreichsten Staatenlenker

Von Peter Muzik

Wirtschaft

Thailands König ist reicher als die Ölscheichs. | Bürgermeister von New York schlägt Silvio Berlusconi. | Obama hat "nur" 10 Millionen Dollar. | Er ist 82, ziemlich kränklich, lebt zurückgezogen in mehreren Palästen, und in seinem Land gehts drunter und drüber: Thailands König Bhumibol Adulyadej hat es überhaupt nicht gern, dass er seit Jahren in allen möglichen Rankings wie zuletzt im US-Magazin "Forbes" als reichstes Staatsoberhaupt der Welt geführt wird.


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In seiner mittlerweile 64-jährigen Amtszeit hat der längstdienende Monarch allerdings - das ist ein Faktum - nicht nur 31 Mal den Premierminister ausgewechselt, sondern - angeblich - auch ein stattliches Vermögen angehäuft, das auf rund 30 Milliarden Dollar (23,18 Milliarden Euro) geschätzt wird. Bhumibol besitzt allein in Bangkok 36.000 Grundstücke, ist an vielen thailändischen Unternehmen maßgeblich beteiligt - beispielsweise als Hauptaktionär der Siam Commercial Bank, einer Versicherung und einer Zementfabrik -, obendrein hält er namhafte Anteile an internationalen Gesellschaften wie der Kempinski Hotel AG.

Der thailändische Monarch betätigt sich laufend als Big Spender und stellt seinen Reichtum niemals protzerisch zur Schau. Das unterscheidet ihn vom zweitreichsten Monarchen, der rund 20 Milliarden Dollar schwer sein soll: Hassanal Bolkiah, der 64-jährige Herrscher des auf der Insel Borneo gelegenen Sultanats Brunei, regiert bereits 43 Jahre ein Land, in dem 1962 der Ausnahmezustand verhängt, die Verfassung teilweise außer Kraft gesetzt und das Parlament aufgelöst wurde. Der Sultan, der schließlich vor rund zwanzig Jahren auch noch alle Parteien verboten hat, ist demnach Staatsoberhaupt, Premier-, Finanz- und Verteidigungsminister in einem.

Fliegende Ställe für den Sultan von Brunei

Bolkiah residiert im größten und protzigsten Palast der Welt, zu dem auch eine Rennstrecke gehört, damit er seiner großen Leidenschaft frönen kann: Er besitzt eine Kollektion von rund 3000 bis 5000 Luxuskarossen. Weiters ist er auf eine 142 Meter lange Yacht sowie mehrere Privatjets stolz, in denen der Reitsportfreak sogar Pferdeställe unterbringen ließ. Der Sultan hat alles den riesigen Erdgasfeldern und üppigen Erdölvorkommen seines Landes zu verdanken, die sich allerdings allmählich dem Ende nähern.

Die schwarze Gold ist auch für etliche Multimilliardäre im arabischen Raum Quelle beinahe märchenhaften Reichtums: Abdullah Al Saud, der 86-jährige König und Premierminister von Saudi Arabien, ist - gleichauf mit seinem Neffen, Prinz Alwaleed Bin Talal Al Saud, der als internationaler Großinvestor flott unterwegs ist - nicht zu schlagen: Mit einem geschätzten Vermögen von 18 Milliarden Dollar stellt der King sowohl den steinreichen Scheich von Abu Dhabi, der zugleich Staatsoberhaupt der Vereinigten Arabischen Emirate ist, aber auch dessen zuletzt in eine Finanzmisere geschlitterten Kollegen in Dubai locker in den Schatten, und er lässt auch dem Emir von Katar sowie dem Sultan im Oman beinahe armselig aussehen.

Der Saudi-Regent, der 23 Jahre Kronprinz sein musste, ist zwar erst seit August 2005 im Amt - damals starb sein Halbbruder Fahd -, hat aber in Geldfragen viel Geschick bewiesen. Der 22-fache Vater, der sich als Philanthrop ebenso profilieren konnte wie als Pferdezüchter, konnte seinen Finanzstatus im vergangenen Jahr nämlich trotz Wirtschaftskrise um eine Milliarde Dollar verbessern.

Der größte Verlierer indes war der 60-jährige Scheich Mohammed bin Rashid Al Maktoum, Herrscher von Dubai: Sein Vermögen sackte nach dem Platzen der Immo-Blase von 12 auf 4,5 Milliarden Dollar ab. Der Regent des Nachbar-Emirats Abu Dhabi, Scheich Chalifa bin Zayid, musste ihm umgehend 10 Milliarden pumpen. Die beiden bärtigen Ölmagnaten waren letztlich dafür verantwortlich, dass die zehn reichsten Dynastien der Welt im Vorjahr um fast 10 Prozent ärmer geworden und nur noch 98 Milliarden Dollar schwer sind.

Queen Elizabeth besitzt 450 Millionen Dollar

Nichts eingebüßt hingegen haben zuletzt zwei Europäer, die in allen Milliardärs-Ranglisten stets Top-10-Plätze belegen: Fürst Hans-Adam II. von Liechtenstein und Fürst Albert II. von Monaco werden zwar nur 3,5 bzw. eine Milliarde Dollar zugetraut - aber das reicht allemal, um etwa die britische Queen oder die Königin der Niederlande eindeutig abzuhängen:

Elizabeth II. brachte es in 58 Amtsjahren gerade mal auf 450 Millionen Dollar in Form von Landbesitz und einer Markensammlung; Beatrix dagegen, die ihren Job seit drei Jahrzehnten erledigt, besitzt Schloss Drakensteyn und eine feudale Villa in der Toskana und soll gar nur 200 Millionen schwer sein.

Der Wohlstand mancher gekrönter Häupter nimmt sich im Vergleich zum Marktwert einiger bürgerlicher Politiker geradezu bescheiden aus: Während Mswati III., König von Swaziland, von "Forbes" auf 100 Millionen Dollar taxiert wird und der japanische Kaiser Akihito auf bloß 40 Millionen, werden dem New Yorker Bürgermeister Michael Bloomberg 18 Milliarden Dollar zugeschrieben. Dank seines gleichnamigen Konzerns für Informationsdienstleistungen, der unlängst das Magazin "Business Week" erwarb, hat es der 68-Jährige zum achtreichsten Amerikaner und zum weltweit finanzkräftigsten Politiker gebracht. Als Bürgermeister begnügt er sich mit einem symbolischen Jahresgehalt von einem Dollar.

Mit immerhin neun Milliarden Dollar nimmt der TV-Mogul Silvio Berlusconi, seit 1994 bereits zum dritten Mal Italiens umstrittener Premierminister, Rang zwei ein. Dem hochgradigen Exzentriker hat es die Symbiose aus unternehmerischer Stärke und politischer Macht wohl ebenso angetan wie anderen Wirtschaftskapitänen, die allerdings Ämter auf der zweiten oder dritten Ebene bekleiden: Das Spektrum reicht vom französischen Industriellen Serge Dassault, der als enger Vertrauter von Präsident Nicolas Sarkozy im fortgeschrittenen Alter von 84 immer noch als Senator im Einsatz ist, bis zu machtbewussten Oligarchen, die in Russland und der Ukraine reihenweise im Parlament Einfluss auf die Politik auszuüben versuchen - bevorzugt zum eigenen Vorteil.

Suleiman Kerimov - Abgeordneter im russischen Oberhaus - war beispielsweise schon an Gazprom und der Sberbank beteiligt und im Ölgeschäft tätig. Er investierte in Gold- und Silberminen, Bauprojekte sowie Departmentstores und galt noch vor zwei Jahren als ganz große Nummer. Inzwischen ist sein Vermögen, wie das der meisten Oligarchen, dramatisch geschrumpft, laut "Forbes" beträgt es aber immer noch 5,5 Milliarden Dollar.

Finanzhai ist neuerPräsident Chiles

In Chile rückte kürzlich mit dem 60-jährigen Sebastian Pinera ein weiterer Finanzriese in den Zirkel der Polit-Milliardäre nach: Der neugewählte Präsident war maßgeblicher Aktionär der nationalen Fluglinie, gab die Beteiligung jedoch am Tag seiner Inauguration ab. Dennoch überholte er aus dem Stand einige andere steinreiche Staatsmänner, darunter den Präsidenten Pakistans: Asif Ali Zardari etwa, Witwer der ermordeten Benazir Bhutto, wird in seinem Land "Mister 10 Percent" genannt und häufte auf diese Weise ein Vermögen von 1,4 Milliarden Dollar an, das großteils im Ausland liegen soll. Er besitzt damit sieben Mal so viel wie etwa Kaliforniens Gouverneur Arnold Schwarzenegger und gilt auch als wohlhabender als der libysche Revolutionsführer Muammar Gaddafi, über dessen Finanzen lediglich spekuliert werden kann: Auf der Homepage "Celebrity Networth" wird jedenfalls eine Milliarde Dollar genannt.

Von derartigen Summen kann der mächtigste Mann der Welt nur träumen. US-Präsident Barack Obama ist bei einem Jahreseinkommen von 400.000 Dollar pro Jahr vergleichsweise ein armer Schlucker. Dank zweier Bestseller und des Nobelpreises brachte er es bislang zu allerhöchstens 10 Millionen Dollar Privatvermögen. Obama muss auch mit der Tatsache zurande kommen, dass beispielsweise der langgediente Präsident von Äquatorial-Guinea, Teodore Obiang, fast 50 Mal mehr besitzt als er: Andere Länder, andere Sitten.