Stephan Pernkopf ist mit 37 Jahren jüngster Landesrat in Niederösterreich. | Über Parteien- allmacht in Ländern und die Vorteile, in der Gemeindepolitik verankert zu sein. | "Wiener Zeitung": Sie wechselten vom roten Wien zurück ins tiefschwarze Niederösterreich - erleichtert?
Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 15 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.
Stephan Pernkopf: Ich komme aus einer großen Koalition in eine schwarze Landesregierung. Ich war Koordinator in der Bundesregierung für die ÖVP, jetzt hat mich eben mein Heimatland gerufen. Die neue Arbeit gefällt mir ganz ausgezeichnet.
Im Unterschied zur aktuellen Bundessituation wird derzeit auf Landesebene aber gar nicht mit der SPÖ gekuschelt.
Im Land gibt es klare Mehrheitsverhältnisse, wir arbeiten lieber und lassen die anderen streiten.
Was verbindet eigentlich Niederösterreichs Landeschef Erwin Pröll mit seinem Wiener Kollegen Michael Häupl?
Beide sind sehr starke Persönlichkeiten.
Hat es vielleicht auch etwas damit zu tun, dass beide ihr Land fest im Griff haben - zu fest, wie Kritiker monieren?
Die Menschen haben bei jeder Wahl die Möglichkeit, die Karten neu zu mischen, wenn sie unzufrieden sind. Nur: Die Alternativen werden nicht gewählt. Davon ist in Niederösterreich aber nichts zu spüren, die 54 Prozent aus dem Jahr 2008 waren kein Zufall, sondern die Folge harter Arbeit - davon ist Häupl in Wien weit entfernt.
Sie sind mit 36 Jahren, Landesrat in Niederösterreich. Was kommt als Nächstes?
Daran denke ich keine Sekunde. Ich habe den Vorteil, alle drei Ebenen - Gemeinde, Land und Bund gut zu kennen. Gerade wenn man in der Bundespolitik aktiv ist, ist die Verwurzelung in der Gemeinde wichtig, nur so erfährt man - im Gasthaus, vor der Kirche und in der Musikkappelle -, was von der Politik von ganz oben wirklich unten auch ankommt. Da erfährt man oft mehr an einem Wochenende als einem die Experten in Wien erzählen können.
Was sind die Herausforderungen in der Agrarpolitik Niederösterreichs?
Ich stehe für eine produktionsorientierte Landwirtschaftspolitik, wir haben im Land die volle Bandbreite von der konventionellen Landwirtschaft bis hin zum Bio-Anbau, das gilt es abzusichern. Dabei sehe ich eine große Gefahr für die Zeit nach 2013, da die SPÖ ständig versucht, Geld von der Landwirtschaft abzuzwicken. Das halte ich für falsch. 2010 beginnen bereits in Brüssel auf Expertenebene die Verhandlungen. Hier gilt es genau aufzupassen, wie sich der Bundeskanzler verhält.
Wie gehen die anderen mit Ihrer Jugend um, wird man überhaupt ernst genommen?
Ich komme aus dem Agrar- und Umweltbereich - von daher bin ich schon ein alter Hase. Neu ist, dass ich jetzt in der ersten Reihe stehe: Früher habe ich die Reden geschrieben, jetzt halte ich sie eben selber. Das Spannende an meinen Ressort ist, dass Umwelt, Energie und Landwirtschaft zusammen sind, hier kann man viel bewegen, weil diese Kombination zusammenpasst. Hier ist Niederösterreich dem Bund weit voraus.
In Niederösterreich wird traditionell die Weinkultur besonders hochgehalten. Wie trinkfest muss denn nun eigentlich ein Landesrat sein?
Diesbezüglich hält diesen Job jeder durchschnittliche Niederösterreicher aus.
Stephan Pernkopf, geboren 1972 in Wieselburg, wo er jetzt auch lebt. Er ist Jurist und seit Ende Februar Landesrat für Landwirtschaft, Energie und Umwelt. Zuvor war er Kabinettschef von Vizekanzler Josef Pröll.