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Die andere Ausbildung beim österreichischen Militär

Von Andreas Pircher

Politik

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Nicht zuletzt Programme und Initiativen der Bundesregierung haben diese Trendumkehr mit beeinflusst. Der Abschluss einer Lehre entwickelt sich immer mehr zur sinnvollen und attraktiven Alternative

zur schulischen Fort- oder Weiterbildung für Jugendliche. Kurz gesagt: "Das Handwerk hat wieder goldenen Boden."

Vorreiter Bundesheer

Dieser Trend wird in einigen Bundeseinrichtungen jedoch bereits seit vielen Jahren aktiv betrieben. Ein Vorreiter auf diesem Gebiet ist sicherlich das Österreichische Bundesheer!

Seit nunmehr 18 Jahren wir im Österreichischen Bundesheer überaus erfolgreich Lehrlingsausbildung angeboten. Anfang der achziger Jahre zeichnete sich erstmals ein starker Einbruch am Lehrstellenmarkt

an.

Damals zögerte das Bundesministerium für Landesverteidigung nicht lange und leitete eine Offensive für Jugendliche ein die eine Lehrlingsausbildung beim ÖBH absolvieren wollten. Nach anfänglicher

Skepsis, auch in den eigenen Reihen, gelang es jedoch bereits nach kurzer Zeit auch die letzten Zweifler von diesem Projekt zu überzeugen und die Sinnhaftigkeit auch in gesellschaftpolitischer und

gesamtwirtschaftlicher Hinsicht aufzuzeigen.

Mittlerweile haben weit über 300 Jugendliche einen Beruf beim Österreichischen Bundesheer erlernt und 50 Prozent von ihnen fanden sogar nach dem Lehrabschluss einen Arbeitsplatz im Öffentlichen

Dienst.

Große Palette

Die Palette der angebotenen Berufe reicht zur Zeit vom Bürokaufmann/frau bis zum Chemielaboranten/in und vom Werkstoffprüfer/in bis hin zum Nachrichtenelektroniker/in. Über 25 verschiedene

Lehrberufe bietet das Bundesheer nunmehr zur Ausbildung an und dies sowohl für Burschen als auch für Mädchen. Dass dabei alle Anstrengungen unternommen werden, auch höchste Qualität bei der

Ausbildung zu erreichen zeigt vielleicht die Tatsache, dass im Jahre 1998 dem Heeres-Materialamt und dem Amt für Wehrtechnik für die Lehrlingsausbildung die staatliche Auszeichnung als

Ausbildungsbetrieb durch das Bundesministerium für wirtschaftliche Angelegenheiten verliehen wurde.

Duales Ausbildungssystem

Vor allem das Heeres-Materialamt unter Divisionär Dr. Karl Becker und das Amt für Wehrtechnik unter Divr. Dipl. Ing. Friedrich Dechant haben auf diesem Gebiet Pionier und Vorbildfunktion. In

diesen beiden Bereichen findet 90 Prozent der Lehrlingsausbildung im Österreichischen Bundesheer statt.

Die Ausbildung der Jugendlichen selbst gestaltet sich zunächst streng nach den Vorgaben des jeweiligen Berufsbildes und selbstverständlich nach dem dualen Ausbildungssystem · d. h. in Kombination

Ausbildung an der Dienststelle sowie in der Berufsschule. Der Erfolg bei der schulischen Ausbildung hat dabei den gleichen Stellenwert wie der bei der beruflichen Ausbildung.

Spezialprogramme

Darüber hinaus wird jedoch immer wieder über das "normale" Ausbildungsmaß hinaus zusätzlich Aus-, Fort- und Weiterbildung für die Jugendlichen organisiert und angeboten. Dies umfasst sowohl

spezielle handwerkliche Schulungen (z. B. CNC-Kurse oder auch sog. zwischenbetriebliche Ausbildung bei Zivilfirmen) wie auch Berufs- und Sprachausbildungsprogramme welche in Zusammenarbeit mit dem

"Leonardo"-Projekt der EU z. B. in Schottland erfolgreich durchgeführt werden.

Die Lehrlingsausbildung beim Bundesheer hat in ihrer 18-jährigen Geschichte schon sehr viele Ziele erreicht. Es wurden unverzichtbare Facharbeiter und Mitarbeiter für den eigenen Bereich

"großgezogen" und herangebildet. Viele dieser ausgezeichnet ausgebildeten Facharbeiter bringen aber auch ihren Beitrag und ihr Fachwissen für Firmen und Unternehmen in der Privatwirtschaft ein.

Gesellschaftspolitische Verpflichtung

Die Listen der angebotenen Lehrberufe beim ÖBH werden immer umfangreicher und das öffentliche Interesse an einer Lehrstelle beim Bundesheer wird von Jahr zu Jahr stärker.

Vielleicht ist es in Zukunft möglich noch mehr Jugendlichen eine Ausbildung beim Bundesheer zu ermöglichen und somit nicht nur eine eigene "Facharbeiterschmiede" zu betreiben sondern auch für die

Wirtschaft tüchtige, fähige und zukunftsorientierte Fachkräfte heranzubilden. Aber auch auf diesem Wege einer gesellschaftspolitischen Verpflichtung und Aufgabe unserer Jugend gegenüber nachzukommen.