In Deutschland erhalten die Rechtsextremen angesichts der allgemeinen Unzufriedenheit mit Schröders Reformagenda 2010 wieder Aufwind.
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Den ersten Beweis dafür trat die rechtsextreme NPD im westdeutschen Saarland bereits an - dort konnte sie am Sonntag ihren Stimmenanteil auf 4 Prozent verdoppeln. Für einen Einzug in den Landtag reichte es allerdings nicht.
Anders in Sachsen: Dort dürfte sie die notwendige Fünf-Prozent-Marke mühelos schaffen. Umfragen vor der Wahl des Dresdner Landesparlamentes in elf Tagen sieht die NS-Gedankengut verbreitende Nationaldemokratische Partei Deutschlands bei fünf Prozent; 14 Prozent der Sachsen wollen "vielleicht" rechts wählen. Da viele Sympthisanten ihre Präferenz nur ungern preis geben, gibt es über einen Einzug der NPD (mit mindestens fünf Mandaten) kaum noch Zweifel.
Spitzenkandidat Holger Apfel, Vizechef der Bundes-NPD mit laut "Spiegel" gutem Draht zur gewaltbereiten Neonazi-Szene, weiß den Unmut der "Ossis" über die Hartz-Reform politisch geschickt zu nutzen und setzt in seinem Wahlkampf vor allem auf diese Protestwähler. "Schnauze voll? Wahltag ist Zahltag" - lautet die einfache Botschaft auf den Wahlplakaten. Auch den Montagsdemonstranten gegen Hartz IV schlossen sich die Braunen an, stehen die Demos doch bei den Arbeitslosen und Verlierern der Wende hoch im Kurs; und die sind zahlreich in Sachsen.
Auch in Brandenburg, wo am 19. September ebenfalls ein neuer Landtag gewählt wird, werden den Rechtsradikalen bequeme Zugewinne vorausgesagt. Dort tritt die DVU unter Sigmar-Peter Schuldt an, die bereits 1999 den Einzug ins Parlament geschafft hatte. Zwecks brauner Stimmenmaximierung verzichtete die NPD darauf, selbst zu kandidieren.
Auch bei der Linksaußen-Partei PDS zeichnen sich in beiden Ländern deutliche Zugewinne ab. In Brandenburg liegen die Postkommunisten sogar erstmals vor der SPD.