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Die Antwort auf den Hass

Von Reinhard Göweil

Leitartikel

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Ein Lkw als Waffe, Kinder werden überfahren, insgesamt sterben mindestens 84 Menschen. Chaos und Gewalt in Nizza. Eine der Reaktionen: Rechtsradikale rufen nun zum Kampf gegen Muslime auf. Bloß: Was hilft all der Hass?

Natürlich ist es leichter gesagt als getan: Aber die Aufrufe, auch von Bundeskanzler Kern, dass der "European Way of Life" nicht verlassen wird, ist richtig. Frankreich ist angezählt, das stimmt. Umso wichtiger ist es, dass Europa nun zusammen steht. Wir sollten uns damit anfreunden, dass Polizeibehörden aus anderen EU-Ländern Frankreich zu Hilfe kommen. Der dortige Sicherheitsapparat ist extrem angespannt, viele Polizisten machen seit Monaten Dienst. Da passieren Fehler. Nizza hat erneut gezeigt, dass es einer gemeinsamen Kraftanstrengung Europas bedarf, um die Folgen des Terrors klein zu halten. Und Teil dieser gemeinsamen Anstrengungen muss auch Großbritannien sein, Brexit hin oder her.

Hass mit Hass zu bekämpfen hat indes wenig Sinn, damit werden Terrorgruppen und radikalisierte Amokläufer nur noch stärker. Es bedarf einer großen sozialen Anstrengung in den Armenvierteln - ja in den von Muslimen bewohnten. Vor allem aber müssen jene Hassprediger, auch solche im Netz, rigoros bestraft werden. Sie sind die Anstifter. Und dazu wird es - wie gesagt - notwendig sein, die französischen Sicherheitsbehörden von den europäischen Partnern zu unterstützen. Eine hundertprozentige Sicherheit kann es nicht geben, und Europa wird eine gemeinsame Antwort finden müssen, um mit dieser Unsicherheit zu leben. Die französische Regierung aufgrund des neuerlichen Anschlags zu destabilisieren, wäre der falsche Weg. Es sind auch populistische Oppositionsparteien aufgerufen, sich zu mäßigen. Der IS steht in seinen Herkunftsländern vor der Auslöschung. Er verliert Stadt für Stadt, seine finanziellen Ressourcen schrumpfen. Mit Anschlägen wie in Nizza, so unbeschreiblich sie sind, macht sich die Organisation größer als sie noch ist. Der Kampf im Mittleren Osten muss mit noch größerer Entschlossenheit geführt werden. Mit ebenso großer Entschlossenheit muss sich Europa mit Frankreich solidarisieren. Alle sollten wissen, dass sich Europa nicht unterkriegen lässt von Hetzern, die nur Zerstörung und Tyrannei im Sinn haben. Den Toten - auch den 675 ertrunkenen Flüchtlingen, ist es Europa schuldig, dem Hass eine adäquate Antwort zu geben.