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Ein Mann schleift die Messer. Er zieht seine Plastikdress über, betritt einen Raum mit toten Tieren und schneidet einzelne Fleischstücke aus halben Rindern. Ein Krankenbett steht verlassen am Gang. Eine Patientin kommt wieder zu sich. Im Club schreitet der DJ zur Kanzel. Ein Fahrgast will im Taxi zum Kiez.
Am Laufband steht eine Frau, vor ihr dreht die Post ihre Runden. Während die Maschinen pfeifen und surren, spricht niemand ein Wort. Im Club pumpen die Bässe. Der Schlachter macht Rippen zu Spareribs. Der Krankenpfleger schleift Komatrinker und Kampfdrogisten auf ihre Matratze. Die Sortiermaschine der Post verweigert den Dienst. Im Club beginnen die Bobos zu schmusen. "Scheiß drauf, Alter, zum Kiez!" Im Taxi erweist sich der Fahrgast als Rüpel. Er kann den Preis nicht bezahlen. Bestimmt weist ihn der Fahrer zur Bank. Die Ärztin gibt einem Komatrinker nüchterne Tipps mit nach Hause: "Das nächste Mal richtig essen, bevor man anfängt zu saufen!" Es ist Nacht geworden in Hamburg, und nicht jeder, der noch wach ist, hat auch Spaß.
"Nachtschicht", ausgestrahlt am Mittwoch zur Geisterstunde, warf einen Blick auf die Arbeit der Nacht. Der NDR-Film von Timo Großpietsch verleitete mit stillen Bildabfolgen zum Aufbleiben, die ein klares, mitunter bedrückendes Bild des Erwerbsalltags zeichneten. Der Schlachter sprach von Raubbau am Körper. Der Taxifahrer hatte nicht nur über Erbrochenes zu klagen. Man selbst war erleichtert, die Nacht fernsehend und schreibend durchwachen zu dürfen.