Die zentrale Frage beim Thema AUA kann nur in Frankfurt beantwortet werden: Ist die Lufthansa noch am Kauf interessiert? Die deutsche Airline ist (anders als umgekehrt) nicht auf die Transaktion angewiesen. Seit dem Zeitpunkt der Unterschrift hat sich auch für das Vorzeigeunternehmen der Branche die Lage deutlich verschlechtert. Das zähe Ringen mit der EU-Wettbewerbsbehörde könnte ein willkommenes Absprungszenario bieten. | Damit würde schlagartig die Frage akut, wie realistisch der sogenannte Plan B ist. Klar ist: Die AUA würde es alleine nicht schaffen, eine erwartbare Durststrecke von zwei Jahren oder mehr zu überstehen - nicht zu sprechen von einem Szenario mit abermals stark steigenden Kerosinpreisen. Es müsste erneut ein immenser Betrag an Steuergeld in die Hand genommen werden, um die AUA auf ein Maß zurechtzustutzen, das zumindest das kurzfristige Überleben sichert. Ein Verkauf bliebe so oder so unumgänglich.
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Plan B enthält freilich etliche Fragezeichen - vor allem den Betrag von mehr als einer Milliarde Euro, den ein notfallartiges Schrumpfen der AUA laut ÖIAG-Chef Peter Michaelis kosten würde. Nach EU-Beihilfenrecht ist nämlich ausgeschlossen, dass eine marode Fluglinie durch den staatlichen Tropf am Leben erhalten wird. Investitionen dürfen nicht in den laufenden Betrieb fließen - denkbar wäre nur eine einmalige Restrukturierung, für die herbe Einschnitte diktiert würden. Damit fiele nicht nur ein weiterer Großteil der Jobs weg, sondern wohl auch ein substanzieller Teil des Streckennetzes.
"Damit könnte die AUA eine kritische Größe für einen rentablen Flugbetrieb unterschreiten, sie wäre aber weiterhin nicht von Altlasten wie der Überzahl an Kollektivverträgen, Lizenzen und Flugzeugtypen befreit", wendet der europäische Luftfahrt-Experte Gerhard Stadler ein. Er zweifelt daran, dass diese so belastete Mini-AUA für Kaufinteressenten sonderlich attraktiv wäre. Hingegen gebe es bereits Vorbilder für Airlines, die nach einer Insolvenz neu starteten (Schweiz, Belgien) - das würde auf eine auf ein Drittel des Flugaufkommens gestutzte AUA ( vulgo "Vienna Airline") hinauslaufen, so Stadler.
Dieses Szenario ist in Österreich allerdings politisch fast undenkbar. Deshalb werden eher weitere hunderte Millionen Euro zur Behübschung der Braut in den nicht nachhaltig rentablen Flugbetrieb gestopft - soweit es Brüssel zulässt. Die Problemlösung wird damit nur vertagt.
Andererseits wäre der Dominoeffekt, den eine AUA-Insolvenz auslösen würde, kaum berechenbar. Tausende Jobs würden im Sog der AUA verdampfen. Am stärksten betroffen wäre von der Pleite des wichtigsten Kunden der Flughafen Wien-Schwechat. Das Millionengrab Skylink-Terminal wäre wohl nur mehr als teuerster Grabstein aller Zeiten zu gebrauchen.
Siehe auch:
Krise lichtet AUA die Sitzreihen