)
Industrieriesen spüren bereits den neuen Aufwind. | Außenhandel hat sich merklich erholt. | Krise zwang viele rot-weiß-rote Firmen zu Einsparungen. | Das Horrorjahr 2009 hat etliche österreichische Konzerne um gut zwei Jahre zurückgeworfen. In den meisten Fällen wird es ein langer, harter Weg, bis die wichtigsten Kennzahlen des Jahres 2008 wieder zu schaffen sind: Von den Top 500, die kürzlich in "trend" und "News" aufgelistet wurden, hatten rund 330 - also zwei von drei - im vergangenen Jahr einen zum Teil beträchtlichen Umsatzrückgang zu verkraften; etwa 300 Betriebe mussten ihre Belegschaft reduzieren, und die Bilanzen waren vielfach ein Trauerspiel.
Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 14 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.
Die Krise traf beispielsweise die beiden Industriegiganten Österreichs, die OMV und die Voestalpine, schwer: Ihre Umsätze sackten im vergangenen Jahr um fast 30 bzw. 27 Prozent ab, tausende Mitarbeiter mussten gehen, und auch die Ergebnisse waren - verglichen mit früher - ziemlich unerfreulich: Beim Ölkonzern verringerte sich der Betriebserfolg, also das Ebit, um 40 Prozent auf 1,4 Milliarden Euro; der Linzer Stahlgigant verzeichnete im letzten Geschäftsjahr beim Vorsteuerergebnis sogar ein 74-prozentiges Minus auf nur noch 183 Millionen.
Auch andere österreichische Industriekonzerne, die massiv vom Exportgeschäft abhängig sind, verzeichneten ein Umsatzminus von zumindest 20 Prozent: Dabei hat es bislang stets erfolgsverwöhnte Topunternehmen aus unterschiedlichsten Branchen erwischt, darunter den Autozulieferer Magna, den Papierhersteller Mondi, den Ziegelkonzern Wienerberger, aber auch den Feuerfest-Spezialisten RHI, die Tiroler Plansee Group, Weltmarktführer bei pulvermetallurgisch hergestellten Hochleistungswerkstoffen, oder den Kranproduzenten Palfinger.
So wie die Umsätze haben auf Grund der schwachen Nachfrage auch die Ergebnisse in den Geschäftsberichten 2009 zumeist traurig ausgesehen: Wienerberger-Boss Heimo Scheuch etwa schlitterte gleich im ersten von ihm zu verantwortenden Geschäftsjahr in die roten Zahlen. Ihm blieb nichts anderes übrig, als ein Restrukturierungsprogramm durchzuziehen, ein Sechstel der Belegschaft abzubauen und weltweit 31 Werke vom Markt zu nehmen.
Umsatz-Minus muss aufgeholt werden
Während Umsatz und Ergebnis bei Wienerberger auch im ersten Quartal des laufenden Jahres immer noch negativ waren, weil der schneereichste Winter seit 20 Jahren nur eine sehr eingeschränkte Bautätigkeit zuließ, ging es bei anderen Konzernen wieder deutlich aufwärts: OMV-Boss Wolfgang Ruttenstorfer darf sich seit Monaten dank des anhaltenden Anstiegs der Ölpreise ebenso über erfreuliche Zahlen freuen wie Voest-General Wolfgang Eder, für den "das härteste und schwierigste Geschäftsjahr seit Jahrzehnten" ebenfalls Geschichte ist.
Der konjunkturelle Aufwind ist auf breiter Basis spürbar geworden, und die Sparprogramme haben ihre Wirkung nicht verfehlt: Der Salzburger Kranhersteller Palfinger setzte von Jänner bis März zwar noch weniger als im vergangenen Jahr um, konnte aber alle sonstigen Parameter deutlich ins Plus drehen, beispielsweise das Ebitda (Betriebsergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen) vervierfachen. RHI-Vorstandschef Thomas Fahnemann wiederum schaffte im ersten Quartal nicht nur einen Umsatzzuwachs von 8,4 Prozent, sondern konnte auch das Ebitda gleich um 67 Prozent verbessern sowie die Nettoverschuldung um 40 Prozent reduzieren.
Dennoch steht vielen Betrieben eine mühsame Aufholjagd bevor, ehe die Schramme aus dem Vorjahr wieder vergessen und das verlorene Terrain wieder aufgeholt sein wird. Zu massiv war der Rückschlag für exportorientierte Unternehmen, die am Weltmarkt eine Durststrecke zu spüren bekamen.
Den Vogel schossen Logwin (minus 66,6 Prozent), DCMDecometal (minus 64,9 Prozent) und Chrysler Austria (minus 64,8 Prozent) ab. Auch zwei Kärntner Industriefirmen, die wegen ihrer Namensgleichheit gerne verwechselt werden, hatten absolut nichts zu lachen: Die Treibacher Schleifmittel AG aus Seebach bei Villach schaffte zuletzt um fast 40 Prozent weniger Umsatz als 2008 (nämlich 192 Millionen). Bei der Treibacher Industrie in Althofen wiederum schrumpfte der Umsatz gleich um 58 Prozent auf 219 Millionen Euro. Hauptgrund war der starke Preisverfall bei Ferrolegierungen. Bei einer Exportquote von 85 Prozent war das chemisch-metallurgische Unternehmen, dessen Werkstoffe in Autolacken ebenso zu finden sind wie in Zahnfüllungen, der Flaute am Weltmarkt hilflos ausgesetzt.
Aber nicht nur Industriebetriebe mussten - mit wenigen Ausnahmen wie Rosenbauer, Plasser & Theurer oder Waagner Biro - im Vorjahr Federn lassen, sondern etwa auch die heimischen Speditionen, die besonders konjunkturempfindlich reagieren, oder die Mineralölfirmen: Abgesehen vom Logistikspezialisten Lkw Walter, der nicht einmal zwei Prozent einbüßte und klarer Branchenleader bleibt, und der Hörschinger Schachinger Holding, die pari ausstieg, gingen die Umsätze in der Transportbranche nahezu überall zweistellig zurück, bei der Spedition Schenker etwa um 27, bei der Panalpina um rund 32 Prozent.
Die Österreich-Töchter der Benzin- und Energiegiganten BP, Shell, Agip und Esso mussten sich 2009 ebenfalls mit spektakulären Umsatzeinbußen abfinden, die zwischen 30 und 40 Prozent ausmachten. In etlichen Branchen indes - etwa im Strombereich - war kein einheitlicher Trend zu registrieren, sodass sich die Spreu vom Weizen trennte. Beispiel: Während der Umsatz bei der Energie Steiermark um 16,7 Prozent rückläufig war, erzielte die Energie Oberösterreich AG ein sattes Plus von 18,8 Prozent.
Jetzt hoffen Österreichs Top-Firmen inständig, dass ihnen ein baldiger Wirtschaftsaufschwung Flügel verleihen wird. Das ermutigendste Indiz ist die Trendwende im Exportgeschäft: Von Jänner bis März haben die rot-weiß-roten Unternehmen einen Zuwachs von 3,9 Prozent geschafft, im März allein sogar rund zehn Prozent. Damit scheint der vorjährige Einbruch bei Ausfuhren um ein Fünftel endgültig der Vergangenheit anzugehören.
In einer weitaus besseren Ausgangsposition - was das heurige Jahr anlangt - befinden sich jene Firmen, denen die Konsumenten im vergangenen Jahr trotz Krise die Stange gehalten haben: Die Lebensmittelketten Rewe und Spar Österreich zum Beispiel konnten ihren Umsatz um 5,7 bzw. 3,2 Prozent ausbauen und zugleich neue Mitarbeiter einstellen. Die Deutschen, die sich im "trend"-Ranking auf Platz drei nach OMV und Strabag vorgearbeitet haben, zogen an den Salzburgern vorbei. Die Diskonter Hofer und Lidl hingegen kamen umsatzmäßig über eine Stagnation nicht hinaus.
No Names sorgen für wahre Sensationen
Ein ähnliches Bild bot sich in der Drogeriebranche: Während das Geschäft bei der als Preisdrücker bekannten Firma Schlecker Austria leicht rückläufig war, legten die beiden Branchenführer dm und Bipa deutlich zu. Keine Spur von Krise war weiters bei Textilriesen wie H&M, C&A und Peek&Cloppenburg zu orten, die ihre Umsätze ebenso erhöhen konnten wie die Sportartikelketten Intersport, Hervis und Sport 2000 (früher: Zentrasport) oder die Möbelhändler XXXLutz und Ikea. Diese beiden Unternehmen waren eindeutig besser unterwegs als ihr schärfster Rivale, die Kika/Leiner-Gruppe mit einem Umsatzminus von 2,8 Prozent.
Gespart haben die Österreicherinnen und Österreicher auch beim Essen und Trinken nicht. Die meisten Großunternehmen, die für das leibliche Wohl ihrer Kundschaft sorgen - darunter Do&Co, McDonalds, aber auch die Fleisch- und Wursthersteller Schirnhofer und Radatz -, spürten daher im vergangenen Jahr Aufwind, was sich in erfreulichen Umsatzzuwächsen niederschlug. Ebenso ging es Getränkefirmen wie Coca Cola, Ottakringer und Schlumberger, die 2009 mehr umsetzten als im Jahr davor. Beim Duell der beiden Fruchtsafthersteller Rauch und Pfanner blieb jedoch beiden ein Umsatzminus nicht erspart, wobei Rauch stärkere Einbußen verzeichnete als der Rivale.
Ein paar Unternehmen, die üblicher Weise nicht groß in der Öffentlichkeit auftreten, haben sich im Krisenjahr 2009 mit beachtlichen Einzelleistungen in Szene gesetzt: Die im Aluminiumhandel tätige Alumet aus Bludenz konnte sich mit einem fast siebenprozentigen Umsatzplus auf 5,7 Milliarden Euro auf den achten Rang der heimischen Top-Konzerne vorschieben.
Der Eferdinger Familienbetrieb Kreuzmayr wiederum brillierte mit einem Umsatzplus von 106 Prozent, das mit mehreren Zukäufen in Deutschland zu erklären ist. Der Mineralölhändler und Tankstellenbetreiber katapultierte sich mit 611 Millionen Umsatz in der Umsatz-Rangliste deutlich nach oben und baute seine Belegschaft um 56 Prozent auf 111 Mitarbeiter aus. Einen höheren Prozentsatz schafften bei neu geschaffenen Arbeitsplätzen sonst lediglich die skandalgebeutelte Immoeast AG und die wieder erstarkte Dessousfirma Palmers.