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Die Aufträge für das Fließband bleiben aus

Von Claudia Peintner

Wirtschaft

Industrie hat 2009 Talfahrt in der Produktion hinter sich. | Stellenabbau wird sich heuer fortsetzen. | Wien. Die großen Immobilien-Baustellen in Spanien stehen still. Russlands Holzverarbeiter haben eine Pause eingelegt: Wenn die Nachfrage aus dem Ausland ausbleibt, trifft das vor allem die heimischen Maschinen- und Anlagenhersteller.


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Das Exportvolumen ist 2009 um nahezu ein Fünftel eingebrochen - einen Rückgang in dieser Dimension gab es nur 1947. Der Industriesektor, der 71 Prozent seiner Waren fürs Ausland produziert, hat besonders mit den Folgen der Wirtschaftskrise zu kämpfen.

Viele Aufträge scheiterten daran, dass die Banken stark auf die Bremse stiegen. "Große Anlagen, die mehr als 1,3 Millionen Euro kosten, wurden in Osteuropa zwar nachgefragt, aber nicht finanziert", so Jörg Rosegger, Chef des steirischen Maschinen- und Anlagenbauers Binder+Co. Die Lage sei derzeit sehr angespannt.

China als Stütze

Im Zeitraum von Jänner bis November 2009 sind die Auftragseingänge in der Sparte Industrie um 23,7 Prozent eingebrochen. Die Produktion ging in den ersten 11 Monaten 2009 um 19,2 Prozent auf 104 Milliarden Euro zurück - ein vergleichbar niedriges Niveau gab es zuletzt im Jahr 2005. "Überdurchschnittlich hoch war der Produktionseinbruch in den Bereichen Ledererzeugung, Mineralölindustrie, Bergwerke und Eisenerzeugung, Fahrzeug- und Textilindustrie", betont Manfred Engelmann, Geschäftsführer der Bundessparte Industrie in der Wirtschaftskammer Österreich (WKO).

Die düstere Ausgangslage schlägt sich vor allem in der Beschäftigung nieder: Im Industriesektor mussten 2009 sechs Prozent der Beschäftigten abgebaut werden - mehr als ein Drittel davon waren Leiharbeitskräfte. "Der von Quartal zu Quartal stärker fortschreitende Beschäftigtenabbau dürfte sich auch im ersten Quartal 2010 weiter fortsetzen", glaubt Engelmann.

Als einziger Hoffnungsschimmer gilt derzeit: Die Auftragseingänge haben sich auf einem niedrigem Niveau stabilisiert und sind im November 2009 erstmals seit August 2008 gestiegen. Ausschlaggebend dafür ist ein Schub bei den Auslandseingängen. Unternehmer aus der Praxis bestätigen dies: "Die Lager sind nun geleert, es hat sich bereits ein gewisser Nachholbedarf aufgestaut", berichtet Alfred Hutterer, Geschäftsführer des oberösterreichischen Maschinen-Produzenten Trumpf. Das auf Blechbiegemaschinen spezialisierte Unternehmen verzeichne mittlerweile wieder positive Nachfragesignale aus Deutschland, aber auch aus den USA. Der asiatische Raum zeigte sich bereits während der Krise für die Industriebranche als verlässlicher Antriebsmotor. Während der Export in die EU-Mitgliedstaaten 2009 insgesamt um 21 Prozent zurückging, erhöhten sich die Ausfuhren nach China um 6,7 Prozent.

Eigenkapital aufstocken

Vor 2011 erwartet sich der Großteil der Industriebetriebe keinen Aufschwung: Aufgrund der langen Vorlaufzeiten hätten die Bestellungen dafür längst eintrudeln müssen. Und auch die Banken bräuchten noch Zeit, bis sie genug Eigenkapital aufgebaut haben und bereit für Neuinvestitionen sind, glaubt Trumpf-Maschinen-Chef Hutterer.