Zum Hauptinhalt springen

Die Ausnahme bestätigt die Regel

Von Christoph Rella

Kommentare

Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 11 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.

Besieht man die Entwicklungen der vergangenen Jahre, so scheint die Skisprung-Disziplin mit ihrer zunehmenden Technisierung ein Abbild der Formel 1 zu werden. Denn wie beim Autorennen zählt hier nicht mehr nur die Leistung des einzelnen Athleten, sondern vor allem der Erfindergeist der Konstrukteure. Konzentrierte man sich früher nur auf Ski, Wachs und Bindung, so rückten zuletzt auch die Anzüge und die Schuhe in den Fokus tüftelnder Entwickler und Laboranten. Was mitunter zu heftigen Streitereien unter den nationalen Verbänden führte. Die Auseinandersetzungen rund um die "Wunderschuhe" der Norweger oder die "zu locker" sitzenden Anzüge der Österreicher sind hier noch in frischer Erinnerung. Um dem Zank ein Ende zu setzen, handelte die FIS so, wie es die FIA in der Formel 1 zu tun pflegt: Zuerst werden die Vorwürfe geprüft - und dann das Reglement geändert.

Dem ÖSV-Springerteam ist die neue Regelung, wonach Sportlern seit der Saison 2012/13 nur noch das Tragen von Anzügen mit bis zu zwei Zentimeter Spielraum gestattet ist, nicht gut bekommen.

Das beweist nicht nur die von Gregor Schlierenzauer geschönte Erfolgsstatistik, sondern auch die Aussage von Cheftrainer Alexander Pointner, der das Schwächeln das Teams indirekt auf das neue Anzugsreglement zurückgeführt hatte: "Mit Ausnahme von Gregor ist kaum ein Springer und keine Mannschaft in dieser Saison konstant vorne gewesen", meinte er und begründete dies damit, dass die FIS-Verfügung "alles viel sensibler" gemacht habe. Soll also heißen: Wären die alten Anzüge noch erlaubt, hätte sich Österreich wieder Hoffnungen auf einen Goldregen wie in Oslo 2011 machen dürfen. Aber so nicht! Dass Schlierenzauer in dieser Theorie die Ausnahme bildet, mag da nicht ganz hineinpassen. Aber so lange wenigstens er noch für Gold sorgt, wollen wir dieses Detail einmal beiseite lassen.