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Eines muss man Google lassen. Angesichts des überschaubaren Erfolgs der Datenbrille Google Glass beweist es Größe, sich am
1. April ausgerechnet über den Hoffnungsmarkt der virtuellen Realität (VR) lustig zu machen. Gleichzeitig ist dem Konzern mit seinem Aprilscherz über eine (ganz normale Schutz-)Brille, mit der man die echte Realität noch wirklicher erleben kann, eine elegante Werbung für seine tatsächliche VR-Brille Cardboard gelungen. Aber auch die Wiener Linien zeigten an diesem Streichspieltag, dass sie kuriose Meldungen in Selbstironie zu verwandeln wissen. Mit der Nachricht, dass die Wiener Rolltreppen mit Maximalgeschwindigkeit unterwegs sind, gab es ja eine vortreffliche Vorlage. Glaubwürdig war es trotzdem nicht, als die Wiener Linien ankündigten, ab 1. April eine Helmpflicht einzuführen.
Tatsächlich ist der Gefahrenfaktor auf der Wiener Rolltreppe ja nicht die Geschwindigkeit von rasenden 0,65 Metern pro Sekunde. Man soll ja schon von triumphierend grinsenden Schildkröten überholt worden sein in manchen U-Bahn-Stationen. Nein, das größte Risiko auf der Wiener Rolltreppe ist der Wiener, der am Gipfel angelangt einfach stehen bleibt. Die Aussicht genießt, den Aufstieg innerlich bejubelt oder sonst irgendwie nicht weiter weiß. Nicht auszudenken, was geschähe, wenn wie in einem Pilotprojekt in London die Überholspur (Rechts stehen!) auch plötzlich mit Herumstehenden verstopft wäre. Da wären nämlich wirklich Helme notwendig, in den Schlägereien um ein passables Vorankommen auf der Rolltreppe. Man könnte freilich noch auf das bewährte System der Rettungsgasse zurückgreifen.