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Die Talfahrt, welche die Wiener Austria in den vergangenen Wochen und Monaten hingelegt hat, gibt zu denken. Bestürzend sind nicht nur die sich häufenden Niederlagen - wie zuletzt gegen Rapid (1:4) und die Admira (0:1) -, sondern auch die Aussichten, droht doch der Klub diese Saison mit dem schlechtesten Ergebnis seit 42 Jahren abzuschließen. Denn: Sollte die Austria in den ausstehenden zwei Spielen auswärts gegen Ried (Sonntag) und eine Woche später zu Hause gegen Fast-Meister Salzburg keine Punkte mehr machen, könnte sie mit aktuell 39 Zählern sogar noch hinter Grödig auf den achten Platz abrutschen. Und das will bei einem Top-Verein, der erst vor zwei Jahren mit Peter Stöger nicht nur den Meistertitel geholt, sondern auch in der Tabelle mit 82 Punkten einen neuen Liga-Rekord aufgestellt hat, etwas heißen.
Vor diesem Hintergrund - und der Tatsache, dass die Austria seit 2013 mit Nenad Bjelica, Herbert Gager, Gerald Baumgartner und Andreas Ogris nicht weniger als vier Trainer verschlissen haben wird - drängt sich nun der Verdacht auf, dass der Abgang Stögers in Richtung Köln weitaus größeren (psychologischen) Schaden angerichtet haben dürfte als ursprünglich befürchtet. Tatsächlich sollte man die Rolle des Coachs, der ja für die Spieler nicht bloß Chef, sondern auch Motivator, Erzieher, Beichtvater und Vorbild sein muss, nicht unterschätzen. Entweder man verfügt als Trainer über diese (je nach Mannschaft einmal mehr oder weniger nachgefragten) Eigenschaften oder eben nicht. Stöger hatte sie, seine Nachfolger anscheinend weniger. Was die Austria daher braucht, ist kein titelbehangener Superstar, sondern ein Menschenkenner, der zu seinen Kickern wieder einen Draht findet und ihnen neues Selbstvertrauen schenkt.