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"Die Bahn kann nicht auf Pump fahren"

Von Katharina Schmidt

Wirtschaft

Mit 1. November 2004 werden die Verkehrsverbünde in den Außenzonen Wiens ihre Preise für Zeitkarten um bis zu sieben Prozent erhöhen. Zu einer Verteuerung der innerstädtischen Tickets wird es allerdings nicht kommen, zum Großteil müssen also nur die Pendler tiefer in die Tasche greifen. Grund für die Preissteigerung ist neben den höheren Treibstoffpreisen auch die Modernisierung des Bahnbetriebs.


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Bereits am 1. September haben die ÖBB ihre Tarife erhöht, jetzt ziehen der VOR (Verkehrsverbund Ostregion) und der VVNB (Verkehrsverbund für Niederösterreich und das Burgenland) nach. So wird man in Zukunft für eine Jahreskarte auf der Strecke Baden-Wien um 30 Euro mehr berappen müssen.

"Ja es wird teurer, aber die Menschen bekommen auch etwas dafür", rechtfertigt Gerry Pippan von den Österreichischen Bundesbahnen die unbeliebte "Tarifanpassung". Eine solche würden die ÖBB sonst nämlich jedes Jahr vornehmen, nur im Jahr 2003 hätte man darauf verzichtet.

Moderne Schnellbahn-Züge

Heuer sei sie aber nicht nur wegen der hohen Treibstoffpreise, sondern auch wegen der Anschaffung neuer Schnellbahn-Züge notwendig gewesen. So soll bereits im Frühjahr 2005 der neue "Talent" den Passagieren die Fahrt angenehmer machen. Kostenpunkt: Vier Mio. Euro pro Zug - dafür ist dieser vollklimatisiert und mit Behindertentoiletten ausgestattet. Dass jetzt die Fahrgäste zur Kasse gebeten werden, ist für Pippan eine logische Konsequenz aus den Verbesserungen. "Die Bahn kann nicht auf Pump fahren", meint er gegenüber der "Wiener Zeitung".

Protest gegen Preissteigerung

Nicht ganz so klar ist dies für Michael Palfinger vom "Verein Fahrgast". Die Preiserhöhung sei "durchwegs unerfreulich", da die Bahnen nicht besser, sondern im Gegenteil "immer unzuverlässiger" würden. Außerdem seien die Treibstoffpreise - unter Berücksichtigung der Inflation - in den letzten 20 Jahren etwa gleich geblieben, während der Preis einer Jahreskarte für zwei Außenzonen seit 1991 um ganze 315 Prozent gestiegen sei. Um diese Preisentwicklung zu rechtfertigen, "müssten schon sehr viele Doppelstock-Wagen eingeführt werden", argumentiert Palfinger. Es sei auch "kein europäischer Normalfall", dass die ÖBB in den letzten zehn Jahren 18 Mio. Fahrgäste verloren hätten, denn in anderen europäischen Ballungsräumen gehe der Trend in Richtung Mehr-Benutzung öffentlicher Verkehrsmittel.

Im Gegensatz zu Palfinger befürchtet der ÖAMTC zwar keinen unmittelbaren Umstieg der Pendler auf den Individualverkehr, der Zeitpunkt der Erhöhung wird aber auch dort bekrittelt: "Man hat fast den Eindruck, als wollten die ÖBB die Leute vergrämen", meint Roman Michalek vom ÖAMTC gegenüber der "Wiener Zeitung". Dabei steigen seiner Ansicht nach bei hohen Benzinpreisen mehr Menschen auf die Schiene um - wodurch die Bahn mehr verdienen könnte.

Schuld beim Ministerium?

Nach Ansicht der Wiener Arbeiterkammer (AK) liegt die Schuld für die Preiserhöhung beim Verkehrsministerium. Die Verdoppelung der Schienenmaut und Mehrkosten, die durch die "mutwillige Zerschlagung" der ÖBB entstanden seien, würden der Bahn gar keine andere Wahl lassen, als die Fahrgäste zur Kasse zu bitten. Besonders bedauerlich sei die anstehende Verteuerung für die Pendler, meint Doris Unfried von der AK. Dennoch glaubt sie nicht an einen Massen-Umstieg auf das Auto - denn verglichen mit den hohen Treibstoffpreisen seien die Öffis immer noch die billigere Variante. Ebenso sieht das der VOR, der die Preissteigerung mit einem Anstieg der Kraftstoffpreise um 16 Prozent seit Anfang 2003 rechtfertigt.

Die österreichischen Bundesbahnen sind sich jedenfalls keiner Schuld bewusst, man sei "fernab davon, sich eine goldenen Nase mit dem Verkehr zu verdienen", argumentiert Gerry Pippan. Heimische Monatskarten seien "auf ungarischem Preisniveau".

Bleibt zu hoffen, dass es die Wiener Linien nicht, entgegen aller Beteuerungen, den Bundesbahnen gleich tun.